Ressourcenschonung + Kreislaufwirtschaft
Rohstoffe bilden das Rückgrat moderner Gesellschaften und sind Kernbestandteile einer nachhaltigen Entwicklung. Ihre Verwendung hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung von Produkten. Daher ist ein Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft nötig. Rohstoffe und Produkte sollen möglichst lange in wirtschaftlich wertvollen Kreisläufen verbleiben und der Fokus soll von Abfall hin zu Ressourcen verlagert werden.
Das Ecologic Institut befasst sich in seiner inter- und transdisziplinären Forschung zu Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft schwerpunktmäßig mit den Themen Ressourceneffizienz und -produktivität, nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum, Ressourcenmanagement, Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Recycling sowie Entkopplung der Ressourcennutzung von der sozioökonomischen Entwicklung.
Unsere Arbeit gründet sich auf Methoden der empirischen Sozial-, Aktionsforschung und der Transformationsforschung. Insbesondere führen wir indikatorenbasierte qualitative und quantitative Bewertungen von Politik- und Policyinstrumenten zur Ressourcennutzung durch. Darüber hinaus untersucht das Team Trends, Dynamiken und Veränderungsprozesse, welche die Ressourcennutzung reduzieren könnten. Wir arbeiten eng mit Akteuren aus Wissenschaft, Industrie, Zivilgesellschaft und Politik zusammen, von der kommunalen bis zur europäischen Ebene. Mit diesen Partnern identifizieren und gestalten wir politische und gesellschaftliche Handlungsoptionen.
Die Ressourcennutzung nimmt weltweit zu und wird voraussichtlich auch zukünftig weiter steigen. Gleiches wird für das Abfallaufkommen sowie die mit der Ressourcenextraktion verbundenen Umweltauswirkungen, insbesondere die Emissionen von Treibhausgasen (THG), der Verlust an biologischer Vielfalt und der Wasserstress, erwartet.
Zu den wichtigsten Triebkräften für diesen Anstieg gehören eine wachsende Weltbevölkerung und sich ausbreitende westliche Konsumgewohnheiten, sowie Infrastrukturen, Wertschöpfungsketten, Institutionen und Governance-Systeme, die in linearem Denken verwurzelt sind und Pfadabhängigkeiten erzeugen. Eine anhaltende Zunahme der Nutzung natürlicher Ressourcen und der damit verbundenen Umweltauswirkungen gefährdet die Erreichung der Pariser Klimaziele und der globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) – und ist daher nicht mit planetaren Grenzen vereinbar. Daher sind Maßnahmen zur Verringerung der Ressourcennutzung der Menschheit und des damit verbundenen ökologischen Fußabdrucks von größter Bedeutung. Die Kreislaufwirtschaft stellt einen vielversprechenden Weg für eine solche notwendige Reduzierung dar.
Die Kreislaufwirtschaft steht für eine Wirtschaft, die den Wert von Materialien so lange wie möglich erhält, das Abfallaufkommen und die Emissionen minimiert und Materialkreisläufe schließt. Überdies soll der Umstieg in die Kreislaufwirtschaft Arbeitsplätze schaffen, beispielsweise im Bereich Reparatur oder Produktleasing.
Das Lebenszyklusdenken in der Kreislaufwirtschaft hilft bei der Umsetzung der in der europäischen Abfallrahmenrichtlinie festgelegten Abfallhierarchie, indem es sich auf die Abfallvermeidung (z. B. durch ressourcenschonendes Produktdesign) sowie auf die Wiederverwendung und Reparatur und anschließend auch auf das Recycling konzentriert. Die Kreislaufwirtschaft muss Akteure und Wertschöpfungsketten vom Design über die Verarbeitung und Produktion bis hin zum Konsum und zur Nachnutzung integrieren. Nur dann lässt sich das Potenzial zur Ressourcenschonung bei gleichzeitiger Maximierung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzens ausschöpfen. Kreislaufwirtschaft kann kosteneffizient zur Erreichung internationaler Klimaziele beizutragen. Etwa ein Viertel der globalen THG-Emissionen ist direkt mit der industriellen Produktion von Materialien verbunden, wobei die Produktion von Stahl, Zement, Aluminium und Kunststoffen die Hauptquelle der industriellen THG-Emissionen darstellt. Hier können Ansätze der Kreislaufwirtschaft die Dekarbonisierung durch Dematerialisierung unterstützen: z. B. könnte die Verwendung von Sekundärmaterialien, die Gestaltung von Produkten mit alternativen, kohlenstoffarmen oder erneuerbaren Ausgangsmaterialien und die Nutzung von erneuerbarem Strom für Wiederaufbereitungs- und Sanierungsmaßnahmen die globalen CO2-Emissionen reduzieren. Daher kann die Kreislaufwirtschaft als eine Schlüsselstrategie zur Erreichung der Klimaziele und der SDGs betrachtet werden.
Insgesamt gibt es Fortschritte auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Recycling nimmt zu, Müllverbrennung und Deponierung dagegen ab. Dennoch wird nur ein kleiner Teil des Materialverbrauchs in der europäischen Wirtschaft aus Sekundärmaterialien gewonnen. Um innerhalb der planetarischen Grenzen zu bleiben, ist daher ein Systemübergang erforderlich, der kreislaufwirtschaftliche Ansätze hochskaliert und in den Mainstream bringt.
Die systemische Umsetzung des Kreislaufwirtschaftskonzepts erfordert eine Verlagerung von linearen zu zirkulären Systemen und damit eine Systemtransformation in Produktions-, Konsum- und Governance-Systemen sowie in der Gesellschaft. Daher erfordert der Übergang zur Kreislaufwirtschaft institutionelle, organisatorische, politische, soziale und technologische Innovationen, die Hand in Hand gehen müssen. Dies stellt eine gewaltige Herausforderung für die bestehenden Systeme und ihre zukunftsorientierte (Neu-)Gestaltung dar. Darüber hinaus besteht auch die Notwendigkeit, das Verständnis für die potenziellen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Vorteile und Auswirkungen eines solchen Übergangs sowie für Interventionen zur Unterstützung dieser Transformation zu verbessern.
Auf europäischer Ebene und auf der Ebene der meisten EU-Mitgliedsstaaten gibt es eine gut etablierte und zum Teil seit langem bestehende Landschaft von Politiken und Gesetzen, die auf die Förderung der Kreislaufwirtschaft abzielen. Allerdings scheint eine systemische, integrierende und kohärente Politik zu fehlen.
Die wissenschaftlichen Arbeiten des Ecologic Instituts umfassen vor diesem Hintergrund die Analyse von Trends, Triebkräften und Politiken, die den Übergang zur Kreislaufwirtschaft beeinflussen.
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Ausgewählte Publikationen zu Ressourcenschonung + Kreislaufwirtschaft
Rechlin, Aissa et al. 2024: Ressourceneffizienz und natürliche Ressourcen im internationalen Kontext. Entwicklungslinien der Ressourcenpolitik mit Schwerpunkt auf Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz. Abschlussbericht. Umweltbundesamt: Dessau-Roßlau.
Olfert, Alfred et al. 2024: Transformation hin zu nachhaltigen, resilienten Infrastrukturen. Begriffe, Systematisierung, Nachhaltigkeitsbewertung, Fallstudien. Abschlussbericht. Umweltbundesamt: Dessau-Roßlau.
Ecologic Institut 2024: Material world: Using resources sustainably in a time of planetary crises. Online: https://greendealbigdeal.podigee.io/14-resources
Langsdorf, Susanne 2024: Lang lebe der Rohstoff! Internationale Politik 2, März/April 2024, S. 52-57
Hirschnitz-Garbers, M.; Araujo Sosa, A.; Zwiers, J.; Hackfort, S.; und Schipperges, M. (2020). Methodentriangulation zur Ermittlung und Bewertung von gesellschaftlichen Trends und ressourcenpolitischen Maßnahmen. Teilbericht aus dem Trendradar-Projekt. UBA TEXTE 160/2020. Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau.
Olfert, Alfred et al. 2023: Verbreitungswege nachhaltiger Infrastrukturlösungen – Drei Beispiele auf kommunaler und regionaler Ebene. Teilbericht. Umweltbundesamt: Dessau-Roßlau.
Knoblauch, Doris, Noebel, Rebecca, Safaricz, Nizara, Paar, Angelika, Hecker, Clemens 2023: Evaluation 2020/2021 der Förderrichtlinie „Kommunale Energieeffizienz- und/oder Ressourceneffizienz-Netzwerke“ im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI). Bericht zum Vorhaben Evaluation, Begleitung und Anpassung bestehender Förderprogramme sowie Weiterentwicklung der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI). Ecologic Institut: Berlin. IFEU: Berlin.
Günther, Jens et al. 2023: Circular Economy and Biodiversity. ETC CE Report 2023/7. European Topic Centre on Circular economy and resource use.
Mederake, Linda (2022): Without a Debate on Sufficiency, a Circular Plastics Economy will Remain an Illusion. Circ.Econ.Sust. doi.org/10.1007/s43615-022-00240-3
Meyer, Mark und Aaron Best 2022: 50 years 'Limits to Growth' – where are we now, where should we go?. Background paper for the European Resource Forum 2022. Berlin: Ecologic Institut.
Araujo Sosa, Ariel 2022: Sustainable Resource Use and Circular Economy – the political landscape. Background paper for the European Resource Forum 2022. Berlin: Ecologic Institut.
Hackfort, Sarah, Jakob Zwiers, Martin Hirschnitz-Garbers und Michael Schipperges (2020). Die Zukunft im Blick: Sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Trends der Ressourcenschonung. Umweltbundesamt, Dessau Roßlau.
Rechlin, Aissa 2022: Sustainable Resource Use and Circular Economy – the Social Dimension. Background paper for the European Resource Forum 2022. Berlin: Ecologic Institut.
Langsdorf, Susanne et al. 2022: Europäische Ressourcensouveränität. Seltene Erden und das Potenzial der Kreislaufwirtschaft: Eine Fallstudie. Potsdam: Friedrich Naumann Stiftung.
Hessen Trade & Invest GmbH (Hg.) 2022: Kreislaufführung und Sekundärrohstoffe. Praxisbeispiele und Potenziale. Zweite, aktualisierte Auflage. Taunusstein / Neuhof: Print Pool GmbH.
Ausgewählte Veranstaltungen zu Ressourcenschonung + Kreislaufwirtschaft
Konferenz:Zugang statt Eigentum: Chancen und Herausforderungen der Sharing Economy
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Workshop:Digitale Lösungen für einen Nachhaltigen Konsum
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Digitale Veranstaltung: Förderung von Reparatur durch Netzwerke und Reparaturboni – Re-Use Berlin
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