Um die "Plastikkrise" zu bewältigen, hat das Konzept der Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren sowohl unter Praxis-Akteuren als auch unter Wissenschaftler:innen große Beachtung gefunden. Vor diesem Hintergrund reflektiert Linda Mederake, Ecologic Institut, in diesem Opinion Paper aus Sicht einer Politikwissenschaftlerin zu zentralen Fragen, die derzeit im Zusammenhang mit der Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe diskutiert werden.
Dazu greift sie Themen auf, die auf dem 59. Tutzing Symposion der DECHEMA im Oktober 2021 thematisiert wurden. Zu diesen Themen gehören nachwachsende Rohstoffe, Ökobilanzen, chemisches Recycling, notwendige rechtliche Rahmenbedingungen und die Zuweisung von Verantwortlichkeiten zur Verringerung der Kunststoffverschmutzung. Darüber hinaus stützt sich der Artikel auf Forschungsarbeiten – vor allem von Sozialwissenschaftler:innen, um auf die Grenzen des populärsten Verständnisses der Kreislaufwirtschaft aufmerksam zu machen. Nach diesem Verständnis erlaubt die Kreislaufwirtschaft eine ökologisch-ökonomische Entkopplung, sodass sich ein ökologischer Kollaps bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum verhindern lässt. Im Gegensatz dazu fordert Linda Mederake einen Paradigmenwechsel, der diese populäre, technokratische Auffassung der Kreislaufwirtschaft in Frage stellt und Suffizienz, d. h. eine absolute Reduzierung von Kunststoffproduktion und -verbrauch, als Voraussetzung für die Verwirklichung einer echten Kunststoff-Kreislaufwirtschaft ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.