Klimaneutralität: Berlin diskutiert über die Zukunft des Wohnens und Bauens
Tagung "Wissen. Wandel. Berlin. 2021"
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- Datum
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- Ort
- Urania Berlin, Deutschland
- 2. November 2021: Tagung "Wissen. Wandel. Berlin. 2021" des Forschungsverbunds Ecornet Berlin in der Urania Berlin als Teil der Berlin Science Week
- Führende Institute der Nachhaltigkeitsforschung diskutieren gemeinsam mit der Stadtgesellschaft über Berlins klimaneutrale Zukunft
- Neue Impulse, wie Berlin die Wärmewende ökologisch und zugleich sozial gerecht gestalten kann
Berlin hat beim Klimaschutz viel vor. Eine große Baustelle ist die Wärmewende: Um bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden, müssen rund 360.000 Wohn- und Nichtwohngebäude der Hauptstadt umweltfreundlich mit Raumwärme und Warmwasser versorgt werden. Zusätzlich müssen alle Neubauten ressourcenschonend geplant und errichtet werden. Neben organisatorischen und technischen Herausforderungen auf dem Weg zu einer klimaschonenden Wärmeversorgung ist eine Schlüsselfrage, wie das sozial gerecht gelingen kann, damit Mieten auch für einkommensschwache Gruppen bezahlbar bleiben. Am 2. November 2021 trugen fünf führende Berliner Institute der Nachhaltigkeitsforschung auf der Tagung „Wissen. Wandel. Berlin. 2021“ Lösungsansätze für klimaneutrales Wohnen und Bauen zusammen und luden Akteure aus der Stadt zur Diskussion ein.
Welche Aufgaben stehen für den künftigen Senat bei der Wärmewende an und welche Handlungsspielräume haben Praxisakteure wie private Hauseigentümer*innen, Genossenschaften, Verbände und Handwerk? Seit anderthalb Jahren arbeiteten die Institute im Forschungsverbund Ecornet Berlin, mit finanzieller Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters, Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung daran, wie Berlin zentrale Zukunftsthemen wie Klimaschutz, Digitalisierung und nachhaltiges Wirtschaften angehen kann.
Klimaneutrales Wohnen und Bauen müssen Standard werden
"Wenn wir den Kollaps des Klimasystems verhindern und den politischen Zielen gerecht werden wollen, müssen klimaneutrales Wohnen und Bauen zum Standard werden", erläuterte Thomas Korbun, Sprecher des Forschungsverbunds und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). "Auf diesem Weg darf niemand zurückgelassen werden. Diesen Herbst und Winter spüren wir, wie steigende Preise für fossile Energie für viele Haushalte zur Belastung werden. Das Signal ist deutlich: Wir müssen konsequent auf erneuerbare Energien setzen und gleichzeitig unseren Energiebedarf durch wärmegedämmte und effizientere Gebäude drosseln."
Klimaschutz mit Verteilungs- und Gerechtigkeitsfragen zusammendenken
Soziale, ökologische und technische Herausforderungen müssen konsequent zusammengedacht werden, um klimaneutrales Wohnen und Bauen für alle zu ermöglichen. Welche Lösungsansätze kommen infrage und welche Rolle können Kreislaufwirtschaft und digitale Technologien dabei spielen? Auf der Tagung kommen die relevanten Praxisakteure an einen Tisch – Expert*innen aus Architektur, Wohnungswirtschaft, dem Mieterverein, der Senatsverwaltung und der Bundespolitik.
"Uns ist es dabei wichtig, über den Berliner Tellerrand zu blicken und von den Perspektiven anderer Städte in Europa zu lernen. Daher bringen wir unsere Forschungsergebnisse in den Dialog mit Erfahrungen aus anderen Ländern", erklärte Verbundsprecherin Anke Herold, Geschäftsführerin des Öko-Instituts. Impulse kommen aus den Vorreiterstädten Wien und Zürich. Dort werden energetische Sanierung und eine konsequente Dekarbonisierung der Wärmeversorgung von Gebäuden bereits in zahlreichen Maßnahmen und Experimenten zusammengedacht und vorangetrieben. Gerade Wien verknüpft diese Themen auch mit sozialem Wohnungsbau und bezahlbaren Mieten.
Workshops zu sozialer Gerechtigkeit, zirkulärem Bauen und Datengovernance
Über 25 Expert*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten auf der Tagung mit den Gästen. In drei Workshops ging es um konkrete Lösungswege: Wie können Investments in energetische Sanierungsmaßnahmen und neue Energieerzeuger refinanziert werden, ohne dass der Zielkonflikt zwischen Klima- und Mieterschutz zum Hemmschuh wird? Wie kann Berlin mit seinen öffentlichen Gebäuden vorangehen und neue Standards setzen für Kreislauffähigkeit, Langlebigkeit und nachwachsende Rohstoffe? Und wie können digitale Technologien, die den Strom- und Wärmeverbrauch in Wohngebäuden messen und optimieren, einen sozialen und ökologischen Mehrwert schaffen?
Die Ergebnisse der Tagung flossen in die praxisorientierten Projekte des Forschungsverbunds Ecornet Berlin ein, die das Ziel verfolgten, Berlin auf dem Weg zur sozialen und ökologischen Metropole spezifisches Wissen bereitzustellen.
Über den Forschungsverbund Ecornet Berlin:
Der Forschungsverbund Ecornet Berlin besteht aus: Ecologic Institut, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Öko-Institut und Unabhängiges Institut für Umweltfragen. Die fünf Forschungseinrichtungen mit Sitz bzw. Geschäftsstellen in Berlin sind Teil des Ecological Research Network (Ecornet), einem Netzwerk unabhängiger Institute der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland mit der gemeinsamen Mission, den gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit wissenschaftlich zu fundieren. Das Projekt wurde mit finanzieller Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters, Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung Berlin durchgeführt.