Einsame Landschaften – Blühende Städte
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Blobel, Daniel 2006: "Einsame Landschaften - Blühende Städte", in: Volker Hauff und Günther Bachmann (Hg.): Unterm Strich. Erbschaften und Erblasten für das Deutschland von morgen. Eine Generationenbilanz]. München: oekom Verlag, 23-34.
In Deutschland wurde seit 1950 ungefähr so viel Fläche neu für Siedlung und Verkehr in Anspruch genommen wie in der gesamten Siedlungsgeschichte zuvor. Weiterhin steigende Wohnansprüche und der wachsende Anteil von Single-Haushalten werden den "Flächenverbrauch" fortsetzen, obwohl die Bevölkerung schrumpft. Während die ökologischen Nachteile der Zersiedlung seit langem deutlich sind, drohen unter Schrumpfungsbedingungen auch verheerende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen, wie sie sich bereits jetzt in "schrumpfenden Regionen" zeigt.
Während durch den Einwohnerschwund in manchen Gegenden die soziale und technische Infrastruktur verfällt, wird anderswo weiter gebaut. Je länger sich diese Entwicklung fortsetzt, desto ineffizienter und damit – auch ökologisch – teurer wird die Siedlungsstruktur in Zukunft sein, wenn in immer mehr Regionen die Bevölkerung zurückgeht.
Eine stärkere Konzentration von Siedlungen, verbunden mit einer Renaissance städtischen Wohnens, könnte nicht nur das Flächenverbrauchsproblem lösen helfen, sondern auch die Lebensqualität erhöhen. Inzwischen wird ein Trend "zurück in die Stadt" nicht mehr nur gefordert, sondern ist in Ansätzen auch real erkennbar. Auch hier leistet die demografische Entwicklung Vorschub: Während die typische Einfamilienhaus-Klientel, die klassische Kleinfamilie, im Rückgang begriffen ist, nimmt der Anteil von Ein-bis Zweipersonenhaushalten, die oft aus älteren Menschen bestehen, zu. Für viele von ihnen gewinnen eine zentrale Wohnlage mit ihren besseren Versorgungsmöglichkeiten und ihrem höheren kulturellen Angebot an Attraktivität.
Die Wiedergewinnung der Stadt findet jedoch nicht von allein statt. Sowohl Brachflächen neu zu nutzen als auch Stadtviertel wohnlicher zu machen, erfordert erhebliche Anstrengungen unter Einbeziehung aller Beteiligten und damit nicht zuletzt ein neues Verständnis von Planung.
Dieses Kapitel von Daniel Blobel ist Teil des Buches "Unterm Strich. Erbschaften und Erblasten für das Deutschland von morgen. Eine Generationenbilanz", das im Projekt "Beiträge zu einer Generationenbilanz Nachhaltigkeit" entstand.