Die Auswirkungen der Corona-Krise haben den Alltag der Bürger*innen seit Februar/März 2020 massiv verändert. Es steht zu erwarten, dass diese Krise und die damit verbundenen einschneidenden Änderungen in den alltäglichen Abläufen auch Wahrnehmungen, Einstellungen und Deutungsmuster zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen stark beeinflusst. Im Projekt "Trendradar" wurden im Frühsommer 2019 für die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen relevante Trends und Möglichkeiten der Ressourcenschonung in einer qualitativ-empirischen Online-Community mit mehr als 100 Teilnehmenden aus allen gesellschaftlichen Gruppen intensiv reflektiert.
Angesichts der Corona-Situation steht zu erwarten, dass sich die Einschätzungen zu einzelnen Trends, wie in der 2019er Broschüre "Die Zukunft im Blick" festgehalten, verändern und sich daraus ressourcenpolitisch relevante Erkenntnisse für bisher unbekannten Situationen ergeben. Durch eine erneute Reflexion im Projekt "Trendradar Ressourcenpolitik" identifizierter und für die Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen relevanter Trends soll also erhoben werden, inwieweit diese vor dem Hintergrund der Corona-Krise anders oder gleich bewertet werden als zuvor.
Das könnte beispielsweise auf die folgenden Trends zutreffen (Arbeitshypothesen):
- Digitalisierung der Arbeitswelt und des Privaten im Lichte weitreichender neuer Home-Office-, Home-Schooling- und Digital-Working-Erfahrungen
- Soziale Unsicherheit im Kontext von Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und den Verlust von Arbeitsplätzen bzw. Existenzmöglichkeiten, aber auch in Bezug auf Gesundheitswesen, sozialen Zusammenhalt, Schutz von Risikogruppen etc.
- Suffizienz und Postwachstum unter dem Eindruck verringerter Konsumaktivitäten und -gelegenheiten sowie der offensichtlichen Verwundbarkeit des bestehenden Wachstumsmodells
- Sharing Economy im Kontext von Sorgen vor Infektion beim Teilen von Gütern/Dienstleistungen (Mobilität, etc.)
- Mobilität angesichts verringerter oder veränderter Bewegungsmuster (z. B. durch Home-Office und kleinere Aktionsradien)
- Zeitwohlstand und Entschleunigung vor dem Hintergrund von Lock-Down, Kurzarbeit, Home-Office und zeitlicher Entzerrung verschiedener Arbeitsvorgänge, aber auch angesichts neuer "Stressmomente" wie z. B. Home-Schooling
- Nationalstaatsorientierte Abgrenzungs- und Autarkiebestrebungen einerseits und Bestrebungen zu mehr supranationaler Zusammenarbeit andererseits
Ergebnisse aus der empirischen Erhebung sollen im Herbst 2020 vorliegen.