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Bürgerbeteiligung in Großprojekten zur urbanen Transformation

Marseille – Centre Ville | © Ecologic Institute, Brendan O'Donnell
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Bürgerbeteiligung in Großprojekten zur urbanen Transformation

Präsentation
Datum
Ort
Marseille, Frankreich
Vortrag
Brendan O'Donnell

Brendan O'Donnell vom Ecologic Institut gab am 9. Juni 2017 in Marseille (Frankreich), im Rahmen des EUCANET-Projektes eine Keynote-Rede zur Bürgerbeteiligung in Großprojekten zur urbanen Transformation.

Das EUCANET-Projekt verbindet Behörden, Kommunen und Entwickler aus ganz Europa, um gemeinsam Methoden und Politiken zu entwickeln und zu kommunizieren, die Bürger effektiv aktivieren, um die Städte zukunftsfähig zu entwickeln. Das Projekt besteht aus Partnern aus Turin und Bologna in Italien, Marseille in Frankreich, Cluj in Rumänien und Skopje in Mazedonien. Das Treffen in Marseille vom 7. bis 9. Juni war das Erste nach dem erfolgreichen Kickoff-Treffen im März.

Brendan O'Donnell sprach im Rahmen einer von der Marseiller Architektenkammer aus Anlass der Vernissage einer Ausstellung der Quartier Libres gehaltenen öffentlichen Konferenz, der ersten öffentlichen Vorstellung dieser neuen Stadtentwicklungsplanung in Marseille.

Ganz im Sinne der Kernbotschaften des POCACITO und der Wurzeln des Ecologic Instituts, stellte Brendan drei deutsche Großprojekte der Stadtentwicklung vor und ging auf die unterschiedlichen Ansätze für Bürgerbeteiligung ein. Das erste Beispiel war Perspektive München, ein Projekt, das der Gemeinschaft umfassende Gelegenheit bot, sich mit Ideen einzubringen und Bedenken hinsichtlich der Entwicklung mitzuteilen, was vielleicht den Prozess gebremst haben mag. Das zweite Beispiel war Berlins Tempelhofer Feld, das sich zu einer kontroversen Frage entwickelt hat, die Verhandlungen und Kompromiss zwischen den Stakeholdern nahezu unmöglich machte. Das letzte Beispiel war der Extremfall des Bahnprojektes Stuttgart 21, das die politischen und sozialen Folgen einer Dialogverhinderung unterstreicht.

Jedes der drei deutschen Beispiele soll nicht als Warnung verstanden werden, sondern als Bestätigung von zwei essentiellen Lehren in Bezug auf Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung. Erstens handelt es sich um eine ungenaue und vielschichtige Wissenschaft, die an die jeweiligen Projekterfordernisse sowie die jeweilige zivilgesellschaftliche Situation in Raum und Zeit angepasst werden muss. Zweitens werden Bürger sich beteiligen. Entweder werden sie hierzu frühzeitig eingeladen oder möglichst lange herausgehalten, aber schlussendlich wird die Bürgerschaft über den Erfolg des Projektes bestimmen.

Um den größtmöglichen Nutzen aus der Bürgerbeteiligung im Rahmen der Entwicklung und Umsetzung von Großprojekten der Stadtentwicklung zu ziehen, empfiehlt Brendan, dass Städte, Behörden und Entwickler folgende Richtlinien beachten:

  1. Bürgerbeteiligung darf nicht dazu missbraucht werden, erforderliche Veränderungen zu verhindern;
  2. Für jedes Vorhaben soll Beteiligungsprozess konkret festgehalten werden und soll eine Maßnahme, Methode oder Ansatz enthalten, der über eine Diskussion hinausgeht;
  3. Für das Vorhaben soll eine konkrete Vision bestehen oder Ziele definiert werden, um den Dialog hieran auszurichten;
  4. Das Projektnarrativ soll die Geschichte der Gemeinschaft beinhalten, die Gegenwart würdigen und die Zukunft für neue Möglichkeiten öffnen; und
  5. Erfolg bedeutet nicht, 50%+1 zu erreichen, sondern maximale Zugänglichkeit.

Die Arbeit des Ecologic Institutes zu Bürgerbeteiligung und nachhaltiger Stadtentwicklung nimmt sowohl in Europa als auch in den USA an Bedeutung zu, größtenteils dank der unterschiedlichen Iterationen des POCACITO (Post-Carbon Cities of Tomorrow) Projektes.

Veranstaltung
veranstaltet von
Vortrag
Brendan O'Donnell
Datum
Ort
Marseille, Frankreich
Sprache
Englisch
Projekt
Schlüsselwörter
Städte, Nachhaltigkeit, Demokratie
Turin, Bologna, Italien, Marseille, Frankreich, Cluj, Rumänien, Skopje, Mazedonien