|© berrini films
Print

Soils2Sea: Reduzierung von Nährstoffeinträgen in die Ostsee – Filmpremiere

Veranstaltung
Datum
Ort
Mykanow, Polen

Am 14. Oktober 2016 wurde der Dokumentarfilm "Soils2Sea: Reduzierung von Nährstoffeinträgen in die Ostsee" in Polen uraufgeführt. Der Film, der in Zusammenarbeit von Dr. Grit Martinez (Ecologic Institut), Anne Berrini (berrini films) und Dr. Przemysław Wachniew (AGH Universität für Wissenschaft und Technologie Krakow) entstand, gewährt Einblicke in die gesellschaftliche Seite der Implementierung der europäischen Nitratrichtlinie. Ausgehend von den Nährstoffbelastungen in den Anrainerstaaten der Ostsee setzt er sich insbesondere mit den Gegebenheiten im Flußeinzugsgebiet Kocinka im südlichen Polen auseinander. Der 35-minütige Film kann demnächst auf der Website des Ecologic Instituts angesehen werden.

Die Ostsee gehört zu den weltweit verschmutztesten Meeren. Als Hauptursachen gelten Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlicher Produktion und ungeklärter Abwassereinleitung, die durch Oberflächen- und Grundwasser in die Ostsee gelangen. Allein Polen, das 500 km Ostseeküste besitzt und durch dessen Territorium 40 Flüsse fließen, stellt 50 % der Gesamtbevölkerung, die im Einzugsgebiet der Ostsee leben und nimmt den ersten Platz in der Agrarproduktion in der Europäischen Union ein.

Aus der beobachtenden Perspektive beleuchtet der auf verschiedenen kleinen und mittelgroßen Farmen im Kocinka Einzugsgebiet gedrehte Dokumentarfilm, Einstellungen, Interpretationen und Handlungsvorschläge von Bauern, Unternehmern im Abwasserbereich, Lokalpolitikern und Wissenschaftlern. Die filmische Arbeit wirbt um Verständnis für die einmaligen historischen, sozio-kulturellen und politischen Zusammenhänge der landwirtschaftlichen Produktion in Polen und verortet mögliche Handlungsoptionen zur Reduzierung von Nähstoffeinträgen in die Ostsee in der lokalen Realität des filmischen Ortes im Kocinka Flusseinzugsgebiet.

In die Ostsee gelangen unaufhörlich Schadstoffe. Dies geschieht durch Einträge aus der Atmosphäre, Verunreinigungen durch den Seeverkehr, Versenkung schädlicher Abfallstoffe, bei der Gewinnung und dem Transport von Energie, durch Fischfarmen und Rückstände des Tourismus. Die wichtigsten Verursacher sind allerdings auf dem Festland zu suchen in der landwirtschaftlichen Pflanzen- und Tierproduktion sowie in der Abwasserentsorgung aus der Nährstoffe, insbesondere Stickstoff und Phosphor seit Jahrzehnten in übermäßiger Menge in die Ostsee gelangen.

Das deutsche Umweltbundesamt beziffert die Zahl der allein im Jahre 2010 in die Ostsee gelangten Nähstoffe auf 760.000 t Stickstoff (15.000 Güterzüge) und 36.000 t Phosphor  (700 Güterzüge). Die Nährstoffeinträge der baltischen Anrainerstaaten liegen jährlich in fünfstelliger Tonnenhöhe. Polen, Schweden und Russland sind Hauptverursacher bei Phosphor- und Nitrateinträgen. Seit 2014 werden im "BONUS Soils2Sea Projekt" die hydrologischen und biochemischen Bodenkonditionen zusammen mit den kulturellen, ökonomischen und politischen Gegebenheiten analysiert. Das Projekt hat signifikante Untersuchungsgebiete in solchen Ostseeanrainerstaaten eingerichtet, die für einen hohen Nährstoffeintrag in die Ostsee verantwortlich sind. In enger Zusammenarbeit mit Bauern, Unternehmern, regionalen und lokalen politischen Entscheidungsträgern werden in Workshops Lösungen erarbeitet, die zur Reduzierung von Nährstoffausschwemmungen aus dem Flußeinzugsgebiet beitragen können.

Der Film "Soils2Sea: Reduzierung von Nährstoffeinträgen in die Ostsee" beleuchtet insbesondere den polnischen Sonderweg in der Agrarproduktion, erzählt von seinen speziellen Manifestationen und möglichen Lösungen zur Reduzierung der Wasserverschmutzung: Polen hat - zwischen Deutschland und Russland gelegen - viel mitgemacht: Grenzveränderungen, Machtspiele, Kriege. Erst 1918 wurde Polen zur Republik, nach mehr als 123 Jahren der Besetzung. Im 20. Jahrhundert erfuhr das Land eine schnelle Industrialisierung, war aber stets von bäuerlichen Traditionen geprägt. Die nationalstaatliche Ausprägung der Kirche und die tiefe Verwurzelung bodenständiger Bauern hat Polen geholfen, die dramatischen Jahre der Teilung zu überstehen. Das Gebiet auf dem sich heute das Kocinka-Flusseinzugsgebiet befindet war bis vor knapp 100 Jahren unter Deutschland, Österreich und Russland aufgeteilt. Und auch wenn sich die landwirtschaftlichen Strukturen während der sozialistischen Zeit veränderten, blieb – anders als in anderen Staaten des Ostblocks - ein Großteil des Landes stets in privater Hand.

Die filmische Arbeit wird durch das gemeinsame Ostseeforschungs- und entwicklungsprogramm BONUS (Artiklel 185), finanziert, das durch das 7. Rahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und Anwendung der Europäischen Union sowie vom Dänischen Beirat für strategische Forschung, der Schwedischen Behörde für Umweltschutz, dem Polnischen nationalen Zentrum für Forschung und Entwicklung, dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Russischen Stiftung für Grundlagenforschung.

Mehr Inhalte aus diesem Projekt

Finanzierung
veranstaltet von
Team
Datum
Ort
Mykanow, Polen
Sprachen
Englisch
Polnisch
Projekt
Projekt-ID
Schlüsselwörter
Landwirtschaft, Böden, Meere, Verschmutzung, EU Nitrate Directive, Nachhaltigkeit, Umweltgeschichte, Kultur, Beobachtung, Anthropologie
Ostsee, Polen
Erzählender Film, Dokumentation, Preiere

Source URL: https://www.ecologic.eu/14127