Pricing Agricultural Emissions and Rewarding Climate Action in the Agri-food Value Chain
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Bognar, Julia et al. 2023: Pricing agricultural emissions and rewarding climate action in the agri-food value chain. Rotterdam: Trinomics.
Damit die EU ihre Klimaziele erreichen kann, müssen die Landwirtschaft und der Landsektor ihre Treibhausgasemissionen verringern. In einem neuen von der GD CLIMA der Europäischen Kommission veröffentlichten Bericht untersuchen das Ecologic Institut, das IEEP und Trinomics, wie ein Emissionshandelssystem (Englisch: Emissions Trading System, ETS) die Treibhausgasemissionen aus landwirtschaftlichen Aktivitäten bepreisen könnte und wie dies mit finanziellen Anreizen für Landwirt:innen und andere Landeigentümer:innen verbunden werden kann, um landbasierten Kohlenstoffabbau zu betreiben.
Die Studie greift einen Bericht des Europäischen Rechnungshofs aus dem Jahr 2021 auf, in dem der Kommission empfohlen wird, "das Potenzial der Anwendung des Verursacherprinzips auf landwirtschaftliche Emissionen zu prüfen und Landwirte für den langfristigen Abbau von Kohlenstoff zu belohnen". Die Studie konzentriert sich speziell auf Ansätze für den Emissionshandel und entwickelt und bewertet politische Maßnahmen sowie wichtige Querschnittsthemen, die für die Umsetzung eines wirksamen Emissionshandels im Landwirtschaftssektor berücksichtigt werden müssen.
Im ersten Teil der Studie werden fünf mögliche Emissionshandelssysteme entwickelt, mit denen das Verursacherprinzip auf landwirtschaftliche Treibhausgasemissionen angewendet werden kann. Sie unterscheiden sich nach der Art der Verpflichtung, d. h., ob Landwirt:innen, Fleisch-/Milchverarbeiter:innen oder Düngemittel-/Futtermittelverkäufer:innen direkt am Emissionshandelssystem beteiligt sind. Sie unterscheiden sich auch hinsichtlich des Geltungsbereichs, d. h., welche Arten von landwirtschaftlichen Emissionen erfasst werden. Sie werden jeweils nach ihrer Wirksamkeit, Effizienz, Relevanz, Kohärenz und ihrem Mehrwert bewertet.
Im zweiten Teil der Studie wird untersucht, wie ein Emissionshandelssystem für die Landwirtschaft genutzt werden könnte, um den Kohlenstoffabbau durch Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (Englisch: Land Use, Land Use Change and Forestry, LULUCF) finanziell zu belohnen. Die Studie gibt einen Überblick über die Möglichkeiten des LULUCF-Abbaus und zeigt die wichtigsten Herausforderungen auf, wie z. B. die Quantifizierung und die Unbeständigkeit der Emissionen. Die Studie zeigt außerdem verschiedene politische Modelle für die Verknüpfung eines landwirtschaftlichen Emissionshandelssystems mit dem LULUCF-Abbau sowie Gestaltungsmöglichkeiten auf, mit denen ein effektives und effizientes System unterstützt werden kann.
Zu den wichtigsten Schlussfolgerungen der Studie gehören:
- Stärkere wirtschaftliche Anreize könnten die Klimaschutzmaßnahmen in der EU-Landwirtschaft und im Landwirtschaftssektor ankurbeln. Ein Emissionshandelssystem könnte diese wirtschaftlichen Anreize schaffen – es sollten aber auch andere Maßnahmen geprüft werden.
- Bei dem Monitoring, der Erfassung und der Überprüfung der Emissionswerte und des Kohlenstoffabbaus muss die Umweltintegrität im Vordergrund stehen. Gleichzeitig muss aber auch die Kosteneffizienz berücksichtigt werden – eine Herausforderung für die Quantifizierung der landwirtschaftlichen Emissionen, aber insbesondere für den Kohlenstoffabbau im LULUCF-Bereich.
- Die verschiedenen ETS-Varianten für die Landwirtschaft haben jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile. "On-farm"-Optionen, die Landwirt:innen als direkte Teilnehmer:innen einbeziehen, bieten ihnen zwar direkte Anreize zur Emissionsminderung, sind aber komplexer und mit höheren Verwaltungskosten verbunden. Nachgelagerte und vorgelagerte Optionen, die Milch- und Fleischverarbeiter:innen oder Düngemittel- und Futtermittelverkäufer:innen als Teilnehmer:innen einbeziehen, wären einfacher umzusetzen und könnten Ansätze für eine Wertschöpfungskette zur Emissionsminderung einführen, bieten den Landwirt:innen aber möglicherweise weniger Möglichkeiten zur Emissionsminderung.
- Die Verknüpfung von LULUCF mit einem landwirtschaftlichen Emissionshandelssystem birgt Risiken für das Klima, da der Kohlenstoffabbau durch LULUCF nicht mit der Reduzierung der landwirtschaftlichen Emissionen gleichzusetzen ist, insbesondere weil beim Abbau das Risiko besteht, dass er nicht dauerhaft genug ist. Umfrageteilnehmer:innen und Workshop-Teilnehmer:innen betonten die hohe Relevanz dieses Problems.
- Eine Reihe von Fragen bleibt offen. Unabhängig davon, welche politischen Maßnahmen verfolgt werden, braucht die EU bessere Monitoring-, Erfassungs- und Verifizierungsinstrumente und muss mit den Landwirt:innen zusammenarbeiten, um den Übergang zur Nachhaltigkeit zu schaffen.
Das Ecologic Institut leitete den zweiten Teil der Studie über die Verknüpfung mit dem Abbau von Treibhausgasemissionen im LULUCF-Sektor und konzentrierte sich auf die Möglichkeit eines nachgelagerten landwirtschaftlichen Emissionshandelssystems. Das IEEP leitete den ersten Teil der Studie. Trinomics koordinierte das Projekt, das auch von Carbon Counts und dem Umweltbundesamt unterstützt wurde.