Dr. Camilla Bausch spricht auf der T20 Eröffnungs-Konferenz zur Klimakrise in Zeiten der globalen Pandemie
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- online, Italien
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In Vorbereitung des G20-Gipfels erarbeiten die T20 (Think20) als eine Gruppe von Think-Tanks und Akademikern Strategiepapiere und Empfehlungen, um die Staats- und Regierungschefs der G20 mit wissenschaftlicher Expertise zu unterstützen. Auf der diesjährigen T20-Eröffnungskonferenz diskutierten Vordenker und politische Entscheidungsträger wie Paolo Gentiloni (EU-Wirtschaftskommissar), Jeffrey Sachs (Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University) und Fatih Birol (Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur - IEA) die drängenden Herausforderungen für 2021. Dr. Camilla Bausch (Ecologic Institut) erörterte die Auswirkungen der Pandemie auf eine klimafreundliche Zukunft ebenso wie multilaterale Gestaltungsmöglichkeiten für 2021.
Die T20-Eröffnungskonferenz orientierte sich an den Schwerpunktthemen der italienischen G20-Präsidentschaft: "People, Planet, Prosperity". In der Session "Planet" ging Dr. Camilla Bausch als Co-Vorsitzende der T20 Task Force "Climate Change, Sustainable Energy & Environment" auf die Auswirkungen der Pandemie auf die globale Emissionstrends ein. Dr. Bausch bestätigte zwar erhebliche Emissionsminderungen im Jahr 2020, wies aber darauf hin, dass diese weder das Ergebnis einer gezielten Transformation auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft sei noch einen nachhaltigen Strukturwandel widerspiegeln würde. Zudem seien die Emissionsminderungen des vergangenen Jahres das Ergebnis weitreichender Beeinträchtigungen von Grundfreiheiten, allen voran der Bewegungsfreiheit. Dr. Bausch nannte drei maßgebliche Faktoren, die langfristig darüber entscheiden werden, ob die Auswirkungen der Pandemie auf den Klimawandel negativ oder positiv sein werden:
- Die Verantwortlichen in der Politik stehen vor der Herausforderung, trotz des dringenden Handlungsbedarfs mit Blick auf die Pandemie und die damit verbundene Wirtschaftskrise auch der Eindämmung der Klimakrise ausreichend Aufmerksamkeit und Zeit widmen. Dabei gilt es, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine klimafreundliche Zukunft zu ermöglichen. Dabei müssen die politisch Verantwortlichen eine langfristige Perspektive einnehmen und ihrer Verantwortung auch gegenüber zukünftigen Generationen gerecht werden.
- Die beispiellosen Mittel, die jetzt weltweit zur Krisenbewältigung eingesetzt werden, müssen klimafreundliche Entwicklungspfade unterstützen. Regierungen müssen in Technologien und Infrastrukturen investieren, die mit einer klimafreundlichen Zukunft kompatibel sind und Investitionen vermeiden, die der Klima-Agenda schaden.
- Die aus der globalen Pandemie gezogenen Lehren müssen ernst genommen werden. Dazu gehört auch die Bedeutung von Resilienz angesichts instabiler Systeme, von wissenschaftlichen Empfehlungen für politische Entscheidungen, und die Bedeutung des Vorsorgeprinzips. Darüber hinaus sind veränderte Verhaltensmuster (z. B. bei Business-Meetings) ebenso zu bewerten wie neue Formen der Forschungszusammenarbeit.
Mit Blick auf den Klimagipfel 2021 (COP26) betonte Dr. Bausch, dass die G20 das Potenzial haben, "politisches Momentum" zu unterstützen. Sie wies auf die vielversprechende Konstellation der Präsidentschaften hin: Großbritannien wird im Sommer 2021 den G7-Gipfel leiten, Italien den G20-Gipfel im Herbst und gleichzeitig haben Großbritannien und Italien gemeinsam die Präsidentschaft für den UN-Klimagipfel inne. Dies bietet die einzigartige Gelegenheit, über die G7 und G20 auf einen Erfolg bei der COP hinzuarbeiten. Darüber hinaus unterstrich Dr. Bausch die Bedeutung des Klimagipfels, auf dem erwartetet wird, dass die Mitgliedstaaten ihre nationalen Klima-Ambitionen steigern. Dieser sogenannte "Ratchet-up"-Mechanismus wurde eingeführt, damit die Weltgemeinschaft auf einen mit den Zielen des Pariser Abkommens kompatiblen Kurs zu bringen.
Um zur Bewältigung der Klimakrise beizutragen, forderte Camilla Bausch die G20 auf, ihre klimaschädlichen Wirtschaftsstrukturen zu verändern. Ihre Empfehlungen umfassten:
- Einen grünen Konjunkturaufschwung ("Green Recovery") zu einem Schlüsselthema der Arbeit der G20 zu machen, da dies von entscheidender Bedeutung für eine klimafreundliche Zukunft ist. Dies könnte auch die Grundlage für eine globalen Initiative für einen grünen Aufschwung sein.
- Die Steigerung nationaler Klimaschutz-Ambitionen rechtzeitig zur COP26.
- Festlegung konkreter Maßnahmen und Zeitpläne für den schrittweisen Abbau von klimaschädlichen Subventionen.
Die Session "Planet" wurde mit einem Beitrag von Alicia Bárcena, Exekutivsekretärin der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik, eröffnet. Alicia Bárcena plädierte für ein neues Entwicklungsparadigma, um Ungleichheit und Umweltauswirkungen anzugehen. Auf ihren Beitrag folgte die Rede des Präsidenten der IEA, Dr. Fatih Birol, der das Jahr 2021 als ein entscheidendes Jahr für Klima und Energie hervorhob. Im nachfolgende Beitrag nannte Dr. Jeffrey Sachs vom Zentrum für nachhaltige Entwicklung der Columbia University drei wesentliche Bereiche, die angegangen werden müssen, um eine nachhaltigere Welt zu schaffen:
- die ökologische Umgestaltung des Energiesystems, einschließlich der Stromnetze,
- die nachhaltige Landnutzung (in Verbindung mit der COP zur Biodiversität im Oktober) und
- die Wiederherstellung nachhaltiger und gerechter Nahrungssysteme (in Verbindung mit dem Food Systems Summit im September).
In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Camilla Bausch, Fahad Alturki, Vorsitzender von T20 Saudi-Arabien, und Ernest J. Moniz, CEO der Nuclear Threat Initiative, über Aspekte der Kreislaufwirtschaft, Innovation und Digitalisierung im Kampf gegen den Klimawandel.
Die vollständige Agenda der Eröffnungs-Konferenz kann hier eingesehen werden.
Think20 (T20) bringt führende Think Tanks und Forschungseinrichtungen aus der ganzen Welt zusammen. Die T20 dient als Ideenschmiede und zielt darauf ab, den G20 forschungsbasierte Politikempfehlungen bereitzustellen. Während der italienischen G20-Präsidentschaft werden die T20 von dem Italienischen Institut für Internationale Politische Studien (ISPI) koordiniert, zusammen mit dem Istituto Affari Internazionali (IAI) und der Bocconi-Universität.
Der Beitrag von Camilla Bausch zur T20-Konferenz und ihre Rolle als Co-Chair der Taskforce für "Klima, nachhaltige Energien und Umwelt" wurden durch die großzügige Unterstützung der Stiftung Mercator ermöglicht.