Am 9. und 10. Juli 2018 trafen sich beim 2. Internationalen Seminar zu naturbasierten Lösungen in Brasilia (Brasilien) mehr als 100 Vertreter brasilianischer und europäischer Städte, nationaler und lokaler Behörden sowie Entscheidungsträger, Forscher, Unternehmen und internationale Organisationen, um den aktuellen Wissensstand, Erfahrungen und Herausforderungen zur Umsetzung naturbasierter Lösungen zu diskutieren. In diesem Kontext präsentierte Sandra Naumann vom Ecologic Institut den Urban Nature Atlas sowie die Ergebnisse einer Politikanalyse aus dem EU-finanzierten NATURVATION Projekt. Die Vortragsfolien stehen online zur Verfügung.
Über welche Erfahrungen und Kenntnisse zu naturbasierten Lösungen (NBS) verfügen brasilianische und europäische Städte? Inwieweit wurden NBS zur Bewältigung städtischer und gesellschaftlicher Herausforderungen in Städten bisher eingesetzt? Wie kann die EU Forschungs- und Innovationsagenda die Demonstration und das Upscaling naturbasierter Lösungen in Europa und Brasilien fördern?
Diese Fragen prägten die Agenda des 2. Internationalen Seminars zu NBS in Brasilia. Das Seminar, welches von CGEE, der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission und ICLEI organisiert wurde, stellte den brasilianischen Akteuren das NBS-Konzept vor und unterstützte die aktuellen Bemühungen eine brasilianische Roadmap für NBS zu entwickeln. Das Seminar bot nicht nur eine Gelegenheit, die Stimmen lokaler Regierungen in die Diskussion einzubringen, sondern auch um eine Umstellung von grauer zu grüner Infrastruktur in den Städten in Gang zu setzen.
Brasilianische und europäische Projekt- und Stadtvertreter präsentierten neben Forschern eine Vielzahl inspirierender NBS-Initiativen. In den Vorträgen und Diskussionen wurde deutlich, dass die größten Herausforderungen für brasilianische Städte bei der Umsetzung von NBS die folgenden sind: die sehr begrenzten finanziellen Ressourcen im öffentlichen Sektor, das geringe Bewusstsein für NBS als kosteneffiziente und nachhaltige Maßnahme zur Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung und die derzeitigen, weitgehend unflexiblen Regierungsstrukturen. Dadurch werden unter anderem die Lizenzierung von NBS-Initiativen und die Integration von NBS als neue Standards in die Planungspolitik erschwert.
Brasilien will zukünftig einen ganzheitlichen Ansatz im Umweltmanagement etablieren und hat als ersten Schritt einen Dialog mit verschiedenen Sektoren initiiert. Ziel des Dialoges ist es das derzeitige Management natürlicher Ressourcen zu verbessern und die Akzeptanz von NBS zu stärken. Das "Sustainable City Innovation Observatory", das derzeit von CGEE im Rahmen des Projekts "Global Environment Facility" entwickelt wird, bietet Städten einen Rahmen und Mechanismen, um ihre eigene Vision einer nachhaltigen Stadt zu entwickeln. Dabei können die Städte zwischen verschiedenen NBS wählen, die den entsprechenden städtischen Kontexten angepasst werden können. Die Teilnehmer bekundeten großes Interesse daran, die Zusammenarbeit zwischen Brasilien und der EU fortzusetzen und zu verstärken. Ideen zur Kooperation umfassen den Austausch von Erfahrungen und Wissen mittels bestehenden Plattformen und die Zusammenarbeit in Forschungsprojekten. Ein besonderes Interesse gilt dabei der Entwicklung geeigneter Indikatoren zur Evaluierung der Auswirkungen von NBS, der Integration von Ökosystemleistungen in Kosten-Nutzen-Analysen und der Entwicklung von business cases, um öffentliche und private Investitionen zu fördern.