Osterweiterung im Integrationskontext
Sektorale Handlungsmuster und ihr Einfluß auf die Erweiterungspolitik der Europäischen Union in den Bereichen Umwelt und Inneres
- Publikation
- Zitiervorschlag
Imbusch, Kerstin 2004: Osterweiterung im Integrationskontext. Sektorale Handlungsmuster und ihr Einfluß auf die Erweiterungs- politik der Europäischen Union in den Bereichen Umwelt und Inneres. Dissertation, Freie Universität Berlin, Berlin.
Thema der Dissertation von Ecologic Alumna Kerstin Imbusch ist die Analyse politikfeldspezifischen Handelns im EU-Erweiterungsprozess am Beispiel der europäischen Umwelt- sowie der Innenpolitik. Sie gibt eine Erklärung für bestimmte sektorale Handlungsformen der maßgeblichen EU-Akteure im Verlauf der Erweiterung. Zugleich leistet die Arbeit durch die Beschreibung und Erklärung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden politischen Prozesse einen Beitrag zur vergleichenden Politikfeldanalyse im EU-Rahmen.
Die Unterschiede der Herangehensweise an die Erweiterung (die sektorspezifischen Handlungsformen) hinsichtlich der beteiligten Akteure, der genutzten Instrumente sowie der zeitlichen Strukturierung des Prozesses bilden die abhängige Variable der Arbeit. Ihre Untersuchung erfolgt mit Hilfe eines historisch-institutionalistischen Analyseansatzes soziologischer Prägung.
Demnach erfüllen formelle und informelle Institutionen bzw. Regeln verschiedene Funktionen bei der Entstehung von politischem Handeln: Sie steuern den Zugang von Akteuren zum Politikfeld, sie verleihen Akteuren eine formelle Initiativkompetenz und bilden den Handlungsrahmen für die Wahrnehmung inhaltlicher Initiativmacht und wirken schließlich ein auf die Herausbildung eines sachbereichsspezifischen Politikstils. Durch diese Funktionen tragen Regeln maßgeblich zur Herausbildung bestimmter Handlungsmuster bzw. Handlungslogiken bei, d.h. verdichteten, dauerhaft eingeübten Interaktionsformen der wichtigsten Akteure. Diese institutionell bedingten Handlungsmuster bilden die unabhängige Variable der Arbeit.
Die Untersuchung der beiden Politikfelder bestätigt die These, dass der Erweiterungsprozess durch Rückgriff auf bereits bestehende sachbereichsspezifische Handlungslogiken und somit weitgehend pfadabhängig erfolgt. In der traditionell supranational verregelten Umweltpolitik ist die Erweiterungsstrategie darauf ausgerichtet, sektorspezifische Belange umfassend in die allgemeine Erweiterungspolitik zu integrieren. Erweiterungsbezogenes Handeln der umweltpolitischen Akteure zielt darauf ab, sektorspezifisches Handeln an die generelle Beitrittspolitik anzukoppeln, politikfeldspezifisches Handeln erfolgt in enger Abstimmung mit den Akteuren der Erweiterung.
In der Innenpolitik agieren die sektorspezifischen Akteure in zwei verschiedenen Handlungsarenen. Sie "eigenen" sich einerseits die sektorübergreifende Beitrittspolitik an und versuchen, in deren Rahmen möglichst viel Einfluss auf die Gestaltung der Erweiterungspolitik auszuüben, schaffen sich jedoch gleichzeitig parallele Handlungsarenen, in denen sie unabhängiger agieren können. Die Analyse zeigt, wie stark Handeln auch in einem "nicht alltäglichen" Prozess im allgemeinen Integrationskontext zu verorten ist. Neue Handlungsanforderungen werden jeweils sektorspezifisch im Rahmen bestehender Regeln verarbeitet; Handeln außerhalb bestehender Kontexte und Logiken findet auch in historischen "Ausnahmesituationen" nicht statt.
Die Doktorarbeit wurde als digitale Dissertation veröffentlicht und kann von der Website der Freien Universität Berlin heruntergeladen werden.