Umweltgeschichte für eine nachhaltige Zukunft | 8. Biennalen-Konferenz
- Präsentation
- Datum
-
- Ort
- Versailles, Frankreich
- Vortrag
In der ersten Juliwoche lud die Europäische Gesellschaft für Umweltgeschichte zur 8. Biennalen Konferenz nach Versailles ein. Unter dem Motto "Greening history: Studying the environment across disciplines: past, present, future" trafen sich Umwelthistoriker aus aller Welt in Versailles, um ihre Forschungsergebnisse für eine nachhaltige Zukunft zu präsentieren und über gegenwärtige und zukünftige Trends in der angewandten Umweltforschung in den Geisteswissenschaften zu diskutieren.
Im Rahmen der Vorbereitungen für die Klimaverhandlungen im Dezember in Paris (COP21) trafen sich die Umwelthistoriker mit dem Hauptverhandler der Französischen Regierung, France Paul Watkinson und dem französischen Klimawissenschaftler Jean Jouzel in Versailles‘ historischem Thèatre Montansier. Die Sprecher betonten, dass in Paris nicht nur eine verbindliche Vereinbarung erzielt, sondern, dass diese Vereinbarung auch die "nötige Flexibilität haben muss, um sich an zukünftige veränderte Bedingungen anzupassen". Mittels einer sogenannten "Agenda of Solutions", die die Vereinbarung um Initiativen von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren auf Länderebene unterstützen und verstärken soll, soll dies ermöglicht werden. Die Teilnehmer waren sich einig, dass eine technokratische Lösung nur vermieden werden kann, wenn die verhandelnden Parteien mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und "Klima-Historien" in einem transparenten und rechenschaftspflichtigen Verfahren zu einer kollektiven Vereinbarung gelangen.
Dr. Grit Martinez vom Ecologic Institute präsentierte in der Veranstaltung "Networks, socio-economic modeling and modern application for environmental history" Ergebnisse aus der Perspektive der Umweltgeschichte, die sich auf die FP7 Projekte RISC-KIT (Resilience Increasing Strategies for Coasts) und RADOST (Regionale Anpassungsstrategien für die Deutsche Ostseeküste), unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative KLIMZUG ("Regionen passen sich an den Klimawandel an") und andere beziehen.
In ihrer Präsentation erläuterte Dr. Grit Martinez, dass die spezifischen Charakteristika von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und Risikomanagement in Deutschland sich nicht ausschließlich aus den ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Umständen erklären lassen, sondern ebenso aus den kulturellen Traditionen und Entwicklungen vergangener und gegenwärtiger Kulturen stammen. Desweiteren, da sich noch relativ wenige Umwelthistoriker mit der ausschließlichen Bedeutung von Kultur beschäftigen, argumentierte Dr. Martinez, dass Kultur per sè eine treibende Kraft ist und mitnichten nur ein Co-Produkt demographischer, ökonomischer oder technologischer Trends oder Bedingungen ist.
Am Beispiel einer empirischen Untersuchung in Küstenkommunen in der südlichen deutschen Ostsee erläuterte sie, dass die Kultur der untersuchten Akteure nicht nur die Veränderungen in den sozialen Wertvorstellungen und Einstellungen zu ihrer Umwelt widerspiegelt, sondern auch maßgeblich an deren Konstruktion der Wahrnehmung von Natur beteiligt war.
Abschließend illustrierte Dr. Martinez, dass ohne Wissen um die Geschichte der jeweiligen Akteure und Orte, Maßnahmen, Strategien und Politiken, die versuchen Akzeptanz, Eigenverantwortung und Verpflichtung der Akteure zu verstärken, unwahrscheinlich in ihrer nachhaltigen Wirkung sein dürften.