Gruppen- und Individuen-Ansatz zur Quantifizierung der Passagebedingten Verletzungen an einem Wasserkraftstandort
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Ecologic Institut 2020: Gruppen- und Individuen-Ansatz zur Quantifizierung der passagebedingten Verletzungen an einem Wasserkraftstandort. Infografik veröffentlicht in: Wagner, F. & P. Warth 2020: Evaluierung primärer Schädigung von Fischen an Wasserkraftstandorten. Methodische Empfehlungen zur Quantifizierung des Schädigungs- und Mortalitätsrisikos von Fischen bei der Passage von Wasserkraftstandorten. Jena: IGF Jena.
Passagebedingte Schädigungen können für eine Gruppe von Fischen oder für den individuellen Fisch auf der Basis der dokumentierten Vorschädigungen festgestellt werden. Je nachdem, welcher Ansatz gewählt wird, unterscheiden sich die Untersuchungsergebnisse. Beim Gruppen-Ansatz wird der nach der Standortpassage ermittelte Anteil geschädigter Tiere zu dem Anteil der vor der Passage bereits geschädigten Fische in Beziehung gesetzt. Der Individuen-Ansatz ermöglicht den direkten Vergleich der Verletzungsintensitäten jedes einzelnen Individuums vor und nach der Standortpassage. Voraussetzung hierfür ist die individuelle Markierung der Fische (z. B. mittels Passive Integrated Tags (PIT)). Für die Absicherung der Daten hat sich das Fotografieren jedes Fisches vor und nach der Passage bewährt (Wagner et al. 2019; Wagner et al. 2020).
Mit dem Individuen-Ansatz ist es möglich, den Effekt von Vorschäden auf das passagebedingte Schädigungsrisiko exakt und mit einer geringeren Anzahl von Versuchstieren zu bestimmen als mit dem Gruppenansatz. Zudem ist dieser Ansatz sensitiver, da durch den direkten Vorher-Nachher-Vergleich jegliche passagebedingten Verletzungen erfasst werden. Es ist allerdings nachgewiesen, dass besenderte Fische in Folge größerer Sensibilität gegenüber Druckschwankungen ein höheres Verletzungsrisiko aufweisen können als unbesenderte Fische. Die Senderlast, als Relation der Sendermasse zur Körpermasse, hat dabei einen entscheidenden Einfluss (Carlson et al. 2012). Auf Grund der geringen Masse und Dichte von PIT wird dieser Einfluss gegenüber Radio- oder Akustiktelemetriesendern stark reduziert, ist allerdings bei der Wahl der zu besendernden Fischgrößen zu beachten. Bei Turbinentypen mit hoher Wahrscheinlichkeit einer mechanischen Schädigung (z. B. direkte Treffer) und geringen Druckschwankungen, ist der Einfluss der Senderlast wahrscheinlich zu vernachlässigen. Systematische Untersuchungen hierzu stehen noch aus. Im Gruppen-Ansatz sind nur die Schädigungen quantifizierbar, bei denen ein Fisch nach der Passage einen höheren Beeinträchtigungsgrad aufweist.
Die Abbildung bietet einen Überblick über den Gruppen- und Individuen-Ansatz zur Quantifizierung der passagebedingten Verletzungen an einem Wasserkraftstandort. Die Infografik ist Teil des Factsheets "Evaluierung primärer Schädigung von Fischen an Wasserkraftanlagenstandorten".
Die Infografik steht unter einer Creative Commons Lizenz CC BY 4.0, d.h. sie darf unter Nennung der Urheber (Ecologic Institut, Institut für Gewässerökologie & Fischereibiologie) gerne verwendet werden.