Klimawandel an der deutschen Ostseeküste: Was relevante Akteure über Anpassungsmaßnahmen denken
Ergebnisse einer Befragung in Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft
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Knoblauch, Doris 2014: "Klimawandel an der deutschen Ostseeküste: Was relevante Akteure über Anpassungsmaßnahmen denken. Ergebnisse einer Befragung in Politik, Verwaltung ", in: Jörg Knieling und Alexander Roßnagel (Hrsg.): Governance der Klimaanpassung. Akteure, Organisation und Instrumente für Stadt und Region. [Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten 6]. München: oekom Verlag, 87-106.
Wie sich der Klimawandel auf regionaler bzw. lokaler Ebene an der deutschen Ostseeküste auswirken wird, ist noch nicht hinreichend erforscht. Dennoch sind bereits heute erste Anpassungsmaßnahmen umgesetzt. Damit führt die Unsicherheit bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels dazu, dass die Wahrnehmung des Klimawandels und die Einstellungen lokaler Akteure zu Anpassungsmaßnahmen entscheidend für das Handeln auf lokaler Ebene werden, für die inhaltlichen Schwerpunkte und für die Herangehensweise an neue Herausforderungen und Maßnahmen. Die Autorin, Doris Knoblauch, Senior Fellow am Ecologic Institut, kommt zu dem Ergebnis, dass der Küstenschutz andere Themen in der Wahrnehmung überlagert und deshalb mögliche andere Klimaanpassungsmaßnahmen der deutschen Ostseeküstenregion nicht genug Beachtung bekommen.
Die Analysen des Artikels basieren auf 23 Interviews, welche im Rahmen des RADOST-Projekts durchgeführt wurden. Lokale Akteure/-innen haben demnach ein sehr unterschiedliches Verständnis des Begriffs "Küstenregion": Teilweise wird darunter nur ein schmaler Streifen, der noch die Dünen einschließt verstanden, teilweise wird darunter noch das gesamte Hinterland gefasst. Einig waren sich die Interviewten jedoch in der Bedeutung der Küstenregion als Natur- und Wirtschaftsraum.
Anhand der sechs Fokusthemen des RADOST-Projekts (Küstenschutz, Häfen und maritime Wirtschaft, Tourismus und Strandmanagement, Naturschutz und Naturnutzungen, Landwirtschaft und Gewässermanagement sowie Erneuerbare Energien) erläutert die Autorin, was die lokalen Akteure/-innen zu den einzelnen Themenkomplexen denken. Dabei geht sie u. a. auf Zielkonflikte, die fehlende begriffliche Trennung zwischen Klimaschutz und -anpassung, die Bedeutung des Naturschutzes für den Tourismus und die vernachlässigte Rolle der Erneuerbaren Energien bei der KIimaanpassung ein. Außerdem werden einige Unterschiede zwischen den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein aufgezeigt und Vergleiche zu den Ergebnissen des Projekts nordwest2050 gezogen.
Zusammenfassend stellt die Autorin fest, dass in der Wahrnehmung negativer Folgen des Klimawandels der Meeresspiegelanstieg und Stürme dominieren. Entsprechend werden von den Interviewten vor allem Anpassungsmaßnahmen im Bereich Küstenschutz genannt, gefolgt von Maßnahmen in der Landwirtschaft. Da Starkwinde, Waldbrandgefahr und gesundheitliche Auswirkungen z.B. durch Hitze in den Diskussionen bisher keine Rolle spielen, empfiehlt die Autorin, verstärkt Maßnahmen zu ergreifen, die auch die Anpassung an diese Gefahren ermöglichen.