Berücksichtigung von Anpassungsaspekten in der Gewässerentwicklungsplanung aus ökonomischer Sicht
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- Zitiervorschlag
Tröltzsch, Jenny; Ulf Stein; Evelyn Lukat and Martin Hirschnitz-Garbers 2014: "Berücksichtigung von Anpassungsaspekten in der Gewässerentwicklungsplanung aus ökonomischer Sicht", in: Jörg Knieling and Alexander Roßnagel (eds.): Governance der Klimaanpassung. Akteure, Organisation und Instrumente für Stadt und Region. [Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten Band 6]. München: oekom Verlag, 361-382.
Bislang wurden die Folgen des Klimawandels nicht systematisch in die ökonomischen Bewertungen nach der europäischen Wasserrahmenrichtline einbezogen. Dieser Sammelwerk-Beitrag des Ecologic Instituts wertet die bisher verfolgten Ansätze aus und leistet damit einen Beitrag zu der notwendigen Diskussion, wie bestehende und zukünftige Maßnahmenprogramme die Folgen des Klimawandels mitdenken und integrieren können.
Vorgehensweise und Analyseergebnisse
Nach der Wasserrahmenrichtlinie sind regelmäßig Bewirtschaftungspläne für alle europäischen Flussgebietseinheiten aufzustellen. Der Beitrag analysiert die Bewirtschaftungspläne von 18 ausgewählten Flussgebietseinheiten in Deutschland und anderen europäischen Ländern, darunter den fünf Flussgebietseinheiten Mecklenburg-Vorpommerns und Schleswig-Holsteins. Aus der Analyse geht hervor, dass Klimawandelauswirkungen auf das Gewässermanagement zwar in allen untersuchten Flussgebietseinheiten erwartet werden, sie jedoch nur in etwa der Hälfte über sogenannte Klima-Checks in die ökonomischen Analysen zur Bewirtschaftungsplanung einbezogen werden. Die Klima-Checks dienen dazu, diejenigen Bewirtschaftungsmaßnahmen zu identifizieren, die unter verschiedenen, zukünftig möglichen Klimawandelauswirkungen robust und damit wirksam, aber auch möglichst kosteneffektiv sind.
Die Einführung ökonomischer Analysen in die Bewirtschaftungsplanung nach der Wasserrahmenrichtlinie eröffnet effektive Wege, um Klimawandelauswirkungen in den Planungen adäquat zu berücksichtigen – sie wurden in der ersten, bis 2015 reichenden Bewirtschaftungsphase bisher jedoch kaum genutzt. Als ein Grund dafür konnte in einigen Fallstudien festgestellt werden, dass keine ausreichend präzisen und regionalisierten Aussagen zu Klimaveränderungen vorlagen, wodurch die ökonomische Bewertung vor große Herausforderungen gestellt wird.
Empfehlungen
Aus den Ergebnissen lässt sich dreierlei folgern:
- Angesichts des Klimawandels muss die zeitliche Dimension der Bewirtschaftungsplanungen stärker berücksichtigt werden. Entscheidungen über die Auswahl von Bewirtschaftungsmaßnahmen mit langfristiger Wirkung müssen sowohl die mögliche zukünftige Wirksamkeit als auch die möglichen zukünftigen Kosten einbeziehen. Das betrifft auch die Festlegung von Ausnahmen, denn heute unverhältnismäßig teure Maßnahmen könnten zukünftig durchaus wirtschaftlicher werden, wenn ihre Wirksamkeit im Verhältnis dazu steigt.
- In Kosten-Nutzen-Analysen sollten bisherige Nutzenberechnungen überprüft und wenn notwendig auch neue anpassungsorientierte Nutzenkomponenten, wie etwa der Schutz vor Trockenperioden, integriert werden.
- Die Einbeziehung möglicher Klimawandelauswirkungen bedeutet für die ohnehin komplexen Planungsprozesse in der Bewirtschaftungsplanung eine zusätzliche Herausforderung. Um die Komplexität handhabbar zu machen, könnten Techniken der partizipativen Szenarioentwicklung genutzt werden. Diese bieten die Chance, dass verschiedene Akteure ihre Einschätzungen und Expertise einbringen und damit eine gemeinsame Grundlage für robuste und kosteneffiziente Bewirtschaftungsplanungen schaffen. Ein gutes Beispiel für eine solche Szenario-Anwendung findet sich im Bewirtschaftungsplan für das Odense-Flussgebietseinheit in Dänemark.