Quantitative und monetäre Nutzen-Analyse - Beurteilung der verbesserten Wasserressourcennutzung und deren Anpassung an den Klimawandel
- Präsentation
- Datum
-
- Ort
- Berlin, Deutschland
- Vortrag
-
Jennifer Möller-Gulland
Auf der Konferenz "Wasser und Klimawandel in der MENA-Region", die von der GIZ und dem BMZ organisiert wurde, hielt Rodrigo Vidaurre, Researcher beim Ecologic Institut, einen Vortrag über politische Strategien, die die Schnittstelle zwischen der menschlichen Sicherheit, Wasserkonflikten und dem Klimawandel behandeln. Jennifer Möller-Gulland, ebenfalls Researcher beim Ecologic Institut, hielt einen weiteren Vortrag über innovative Methoden der Nutzenanalyse zur quantitativen und monetären Bewertung von Vorteilen durch eine verbesserter Wasserressourcennutzung.
Der Mittelmeerraum ist ein "hot spot" des Klimawandels - ein Gebiet, von dem die Wissenschaftler erwarten, dass es starke klimatische Veränderungen durchmachen wird. Die Klimawandelprojektionen zeigen, dass diese Region bis zu 30% weniger Niederschlagsmenge sowie Temperaturerhöhungen von mehr als 4 bis 5 ° C erwarten kann. Ohne Gegenmaßnahmen werden diese hydrologischen Veränderungen Wasserknappheit und reduzierte landwirtschaftliche Produktivität zur Folge haben. Die von der GIZ und BMZ organisierte Konferenz fand am 28. und 29. April 2011 mit dem Ziel statt, Anpassungs- und Vermeidungsmaßnahmen an den Klimawandel und Wasserknappheit sowie Best Practice Beispiele speziell für die MENA Region zu adressieren. Ein weiteres Ziel war es, Entscheidungsträger, Vertreter der Wasserministerien und Bildungseinrichtungen aus der MENA-Region mit den Vertretern der deutschen Wasserwirtschaft, der deutschen Lehr- und Forschungseinrichtungen und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zusammen zu bringen.
Ziele der Konferenz waren, u. a.:
- Gemeinsam mit internationalen Experten über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen in der arabischen Region zu diskutieren.
- Das Ausarbeiten von Strategien zur Minderung von und Anpassung zum Klimawandel, sowohl auf regionaler wie auf lokaler Ebene.
- Die Rolle von IWRM ("Integrated Water Resources Management") in Hinsicht auf die verschiedenen Aspekte des Klimawandels zu analysieren.
- Die entsprechenden Capacity-Building-Vorhaben in diesen Aspekten zu stärken.
- Die Möglichkeiten von Technologien und Forschungsanwendungen in der Region zu diskutieren.
- Den Beitrag und die Rolle der Zivilgesellschaft und des privaten Sektors zu diskutieren.
Ecologic Institut wurde dazu eingeladen, die vorläufigen Erkenntnisse zweier laufender Projekte zu präsentieren: Gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Nutzen von verbessertem Umweltschutz in ENP-Ländern (ENPI) und Klimawandel, Wasserkonflikte und menschliche Sicherheit (CLICO).
Basierend auf einer Länderstudie zu Israel, präsentierte Jennifer Möller-Gulland Methodiken, die im Rahmen des laufenden ENPI-Projekts entwickelt und angewendet wurden, um die quantitative und monetäre Vorteile zur Verbesserung der Nutzung von Wasserressourcen und deren Anpassung an den Klimawandel zu erfassen. Quantitative Vorteile der verbesserten Nutzung von Wasserressourcen werden durch eine tiefgründige Analyse des Wasser-Fußabdruckes in der Landwirtschaft, einschließlich der Produktion und Handelsströme, beurteilt. Die Analyse verdeutlicht, dass Israel durch eine Anpassung der Produktion und Handelsströme auf Basis des Wasser-Fußabdrucks den gegenwärtigen landwirtschaftlichen Wasserbedarf um rund 50% verringern könnte. Dies entspräche 96% des Trinkwassers welches jährlich für landwirtschaftliche Nutzungen verwendet wird. Der monetäre Vorteil einer verbesserten Nutzung von Wasserressourcen kann durch die Anwendung der logischen Grundlagen von "Kosten durch ungewisse Wasserversorgung" in der Landwirtschaft und "vermiedene Kosten" für durch Entsalzung produziertes Wasser bewertet werden. Die aus der verringerten Unsicherheit der Wasserversorgung resultierenden Vorteile für die Landwirte, die z. B. durch erhöhte Wiederverwendung von Abwasser erzielt werden können, werden auf zirka EUR 136 Mio. (NIS 712 Millionen) jährlich geschätzt. Eine verbesserte Nutzung von Wasserressourcen kann zu einer geringeren Nachfrage von entsalzenem Wasser führen, welche auf 0,36 € / m³ monetarisiert werden kann. Für die umfassende Beurteilung, einschließlich der Annahmen und Rahmenbedingungen, konsultieren Sie bitte die Präsentation [pdf, 86 kB, englisch] und das Conference Paper [pdf, 255 kB, englisch].
Obwohl der Klimawandel des Öfteren mit Problemen wie Migration und vermehrten Konflikten in Verbindung gesetzt wird, gibt es kaum empirische Forschung, die diese Verbindung analysiert. Das CLICO Projekt untersucht diese Beziehung mithilfe von verschiedenen Ansätzen, aufgrund von sowohl historischen wie zeitgenössischen Daten. Darüber hinaus werden auch verwandte Aspekte wie Vulnerabilität, Anpassungsfähigkeit, und Institutionen erforscht. Rodrigo Vidaurre stellte vorläufige Ergebnisse der Policy-Analyse dar, die von Ecologic Institut durchgeführt wurde und die auf das Feststellen von "guten Praktiken" abzielt, die die Belastbarkeit der Gesellschaft mit Hinsicht auf hydroklimatische Gefahren erhöhen. Zwei regionale Politikbeispiele wurden erläutert. Die Gründung von Verbänden von Wassernutzern in Ägypten, die die Wasserentnahmen kollektiv organisieren und durch Teilnahme aller Betroffenen organisiert werden, hat dabei geholfen, die Konflikte zwischen den Nutzern "flussaufwärts" und "flussabwärts" (in Hinsicht auf Infrastruktur wie z. B. einen Bewässerungskanal) zu mindern. Davor war es öfters der Fall, dass die Nutzer "flussaufwärts" das Wasser der Nutzer "flussabwärts" verbrauchten. Diese Veränderung im Wasserbewirtschaftungsansatz stellte eine Erhöhung der Ernährungssicherheit und eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Nutzer "flussabwärts" dar, wie auch eine Minderung ihrer Risiken bzgl. des Ausbleibens von Ernten und einer erhöhten Effizienz in der Nutzung der Wasserressourcen. In der Türkei wurde die Lage von kleinen und mittleren Bauern durch die Schaffung einer Agrarversicherung, die die meisten klimabedingten Gefahren abdeckt (mit Ausnahme von Dürren), erheblich verbessert. Diese Maßnahme streut die Risiken, die mit dem Ernteausfall verbunden sind. In der Türkei sind die Probleme der Bevölkerung auf dem Land, ihre Existenzgrundlage zu sichern, einer der Treiber der Migration der Landbevölkerung in Richtung urbane Ballungsräume, die des Öfteren in Armut und Ressourcenkonflikte in den Stadträndern münden. Für weitere Informationen, konsultieren Sie bitte die Präsentation [pdf, 55 kB, englisch] und das Conference Paper [pdf, 91 kB, englisch].