Tool Concept for the Assessment of Low-Carbon Development Strategies
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Duwe, Matthias; Nick Evans; Lena Donat und Michael Schock 2016: Submission of a Final Tool Concept for the Assessment of Low-Carbon Development Strategies. Maximiser, WWF EPO.
Die Ziele des Pariser Klimaabkommen von 2015 verlangen eine grundlegende Transformation unserer bestehenden Volkswirtschaften hin zu kohlenstoffarmen Gesellschaften. U.a. fordert das Abkommen die Vertragsstaaten dazu auf, langfristige nationale Klimastrategien zu entwickeln, die diese Transformation vorzeichnen. Für das WWF-Projekt MaximiseR hat das Ecologic Institut ein Konzept entwickelt, welches die Evaluation langfristiger Klimastrategien ermöglicht. Nun hat der WWF die auf diesem Konzept basierenden Ergebnisse veröffentlicht. Das Konzept steht als Download zur Verfügung.
Der entsprechende Passus im Pariser Klimaabkommen (Artikel 4.19) bedeutet einen neuen Impuls für das Thema langfristiger nationaler Klimastrategien, der auch in Initiativen wie der 2050 Pathways Platform sichtbar wird. Dieses Momentum baut auf früheren Erwähnungen von langfristigen Klimastrategien in den internationalen Verhandlungen auf. Auf dem Klimagipfel in Cancun (2010) vereinbarten die Industrienationen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) die Entwicklung sogenannter Low Carbon Development Strategies (LCDS), also langfristiger Strategien für emissionsarme Entwicklung. Diese Vereinbarung wurde in der EU 2013 durch die Verordnung zur Überwachung und Berichterstattung von Treibhausgasen (MMR) rechtlich umgesetzt. Die Verordnung verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten zur Entwicklung von LCDS und verlangt alle zwei Jahre (ab 2015) einen Fortschrittsbericht.
Die MMR enthält kaum Details dazu, was die Strategien beinhalten sollten und legt außerdem kein festes Abgabedatum für die tatsächliche Übermittlung der LDCSs fest. Die Strategien selbst variieren daher enorm in Hinblick auf u.a. Umfang, Ambition, und Transparenz sowie der jeweiligen politischen Unterstützung im Ursprungsland. Das Ecologic Institut wurde vom Brüsseler Büro des WWF beauftragt eine indikatorbasierendes Methodik zu entwickeln um die LCDSs der EU Mitgliedstaaten qualitativ auszuwerten (basierend auf den öffentlich zugänglichen MMR-Berichten). Unter Nutzung dieser Methodik (mit kleineren Änderungen) hat das WWF kürzlich eine Beurteilung der 2015 MMR-Berichte zu nationalen LCDS abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden im April 2017 veröffentlicht, im (englischsprachigen) Report: „Ein Klima für die Zukunft: Beurteilung der langfristigen Strategien für die emissionsarme Entwicklung der EU-Mitgliedstaaten und Lehren für die Governance der EU".
Das vom Ecologic Institut erarbeitete methodische Tool erlaubt es jedem LCDS eine Gesamtpunktzahl zu zu weisen, die auf einer Bewertung von 48 Indikatoren basiert. Die Indikatoren untersuchen unterschiedliche wünschenswerte Charakteristika, wie zum Beispiel ein langer zeitlicher Horizont, robuste Emissionsreduktionsziele, Stakeholderengagement während der Entwicklungsphase und eine solide analytische Basis. Das Tool hebt außerdem Best Practices wie die explizite Einbeziehung von Klimawandelanpassung oder die Nutzung eines Kohlenstoffbudgets hervor.
Von den analysierten LCDS-Dokumenten erhielt Frankreich die höchste Gesamtpunktzahl (78% der möglichen Punkte), gefolgt vom Vereinten Königreich (71%), Finnland (68%) und Litauen (58%). Mit nur 38% der möglichen Punkte wurde Deutschland neunter im Ranking. Weitere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Qualität der Strategie nicht zwangsläufig mit hohen Ambitionen einhergeht; so zeigten Deutschland und Dänemark hohe Ambitionen zur Emissionsreduktion (80-95% bis 2050), doch ihre Gesamtpunktzahl reflektiert diese Ambitionen nicht. Dies liegt teilweise an der Struktur des Tools, welches nicht nur die Ambition der Klimaziele untersucht, sondern auch analysiert „wie“ das Land plant diese Ziele zu erreichen. Darüber hinaus haben einige Länder seit 2015 Fortschritte gemacht und neue, ambitioniertere nationale Strategien entwickelt haben (wie Deutschland beispielsweise mit seinem 2050 Klimaplan). Diese Informationen wurden nicht in den WWF Bericht aufgenommen.
Das von WWF geleitete MaximiseR Projekt wird durch das EU LIFE Programm und die MAVA Foundation finanziert und beschäftigt sich vorwiegend mit der Umsetzung der bestehenden Berichtspflichten unter der MMR. Zusätzlich zum Konzept des Tools gewann das Ecologic Institut 2016 einen Vertrag von MaximiseR zu gewinnen zum Thema der Art und Weise wie die EU Mitgliedstaaten über die Verwendung ihrer Einnahmen aus dem EU Emissionshandelssystems berichten. Der Report mit diesen Ergebnissen wurde im Dezember 2016 veröffentlicht.