Umweltpolitische Maßnahmen sind für Unternehmen meist mit Kosten verbunden. Diese Kosten spielen eine zentrale Rolle in der Diskussion über Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltige Entwicklung. Bei genauerem Hinsehen stellt sich jedoch oft heraus, dass diese Kosten tatsächlich niedriger ausfallen als zuvor angenommen. Als Partner in einem europäischen Konsortium untersuchte Ecologic die Kosten, die für Unternehmen durch europäische Umweltgesetzgebung und Umweltmaßnahmen entstanden sind (ex post), und verglich diese mit vorab angestellten Abschätzungen (ex ante). Der Projektbericht kommt zu dem Ergebnis, dass ein gewisses Maß an ex ante Überschätzung der Kosten unvermeidlich ist, und dass insbesondere die neue regulatorische Flexibilität der EU genaue Vorhersagen zusätzlich erschwert. Im Projektbericht werden Maßnahmen vorgeschlagen, wie die Treffsicherheit der Kostenabschätzungen verbessert werden kann.
Ziele
Nur wenige Studien haben bisher die Wirksamkeit und die Kosteneffizienz von umweltpolitischen Maßnahmen nachträglich untersucht. Dabei stellt sich insbesondere die Frage, ob die wirtschaftlichen Folgen von Maßnahmen für die betroffenen Unternehmen so hoch ausfallen wie vorab berechnet, oder ob sie tatsächlich höher oder niedriger liegen. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel des Projektes, ex post Kostenschätzungen für ausgewählte EU Umweltmaßnahmen zusammen zu tragen und diese wenn möglich mit ex ante Schätzungen zu vergleichen.
Methodik
Ein Vergleich von ex-ante und ex-post Schätzungen ist mit methodischen Problemen verbunden: so hängen die tatsächlichen Kosten von der konkreten Umsetzung ab, die bei der Erstellung einer Richtlinie häufig noch nicht absehbar ist; zudem werden die Kosten von vielen externen Faktoren (z.B. Preisschwankungen, technologische Entwicklungen) beeinflusst. Zudem haben die betroffenen Branchen ein Interesse, die zu erwartenden Kosten der Umweltgesetzgebung als möglichst hoch darzustellen, um Initiativen insgesamt zu verhindern oder um längere Übergangsfristen, Umstellungsbeihilfen oder Ausnahmeregelungen zu erwirken.
Ein internationales Projektteam mit Mitgliedern von acht Institutionen aus fünf Ländern hat hierzu eine Literaturstudie und sechs Fallstudien zu EU-Umweltrichtlinien durchgeführt (Großfeuerungsanlagen, integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung, Ozonzerstörende Substanzen, Pkw-Emissionen, Verpackungen und Verpackungsabfälle, Nitratrichtlinie). Ecologic hat zu der Literaturstudie beigetragen.
Ergebnisse
- Die Exaktheit von ex ante Kostenschätzungen kann durch folgende Maßnahmen verbessert werden:
- Kostenschätzungen sollten so viele Datenquellen wie möglich einbeziehen
- Wegen der Flexibilisierung der Umweltpolitik sollten Kostenschätzungen regelmäßig aktualisiert werden. Feedbackschleifen sollten etabliert werden, um die Kostenschätzungen angesichts der tatsächlichen Erfahrungen zu verbessern.
- Dadurch könnten Faustregeln entwickelt werden, mit denen Faktoren wie technologische Innovation, Größenvorteile und Lernkurveneffekte in die anfängliche Kostenschätzung einbezogen werden können.
- Die Analyse der vorhergesagten und der tatsächlichen Kosten sollte verbindlich vorgeschrieben werden, damit Vergleiche möglich sind und Schlussfolgerungen gezogen werden können. In den Vergleichen der ex ante mit den ex post Kostenschätzungen muss Gleiches mit Gleichem verglichen werden.
- Sensitivitätsanalysen sollten angewendet werden um die Parameter zu identifizieren, die die Kosten beeinflussen. Ein besseres Verständnis der Verhaltensstrategien der Unternehmen sowie deren wahrscheinliche Reaktion auf Umweltpolitiken ist dringend notwendig.
- Schließlich müssen "Kosten" klar definiert werden. Die Definition sollte immer auch vermiedene Kosten (z.B. durch Verminderung des Energieverbrauchs) beinhalten.