Innovationen für kohlenstoffarme Technologien?
- Präsentation
- Datum
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- Ort
- Warschau, Polen
- Moderation
Ob wir im Kampf gegen den Klimawandel erfolgreich sein werden, wird auch davon abhängen ob wir für eine Reihe emissionsintensiver Branchen neue und innovative Lösungen finden können: dies reicht von der Energieversorgung über Industrie und Verkehr bis hin zu Gebäuden und Ernährung. Benjamin Görlach vom Ecologic Institut moderierte ein Side Event der beiden EU-Forschungsprojekte CECILIA2050 und ENTRACTE bei der UN-Klimakonferenz in Warschau, welches die Frage diskutierte, ob die bestehende Klimapolitik der EU solche Innovationen in kohlenstoffarme Technologien ausgelöst hat, und wie die zukünftige Klimapolitik der EU innovationsfreundlicher gestaltet werden kann.
Auswirkungen des europäischen Emissionshandels auf Unternehmen
Professor Andreas Löschel, Koordinator des ENTRACTE-Projekts, eröffnete die Veranstaltung und stellte die beiden Forschungsprojekte vor. Ihm folgte ein Vortrag von Ralf Martin, Assitant Professor am Imperial College London. Er stellte eine empirische Untersuchung vor, wie die Teilnahme am Europäischen Emissionshandel sich auf Unternehmen in einer Reihe von Branchen ausgewirkt hat. Die Forschung, die als Teil des ENTRACTE-Projekts durchgeführt wurde, vergleicht Unternehmen die vom EU-Emissionshandel erfasst sind, mit ansonsten vergleichbaren Unternehmen die nicht unter das System fallen. Martin kam dabei zu dem Ergebnis, dass die Unternehmen innerhalb des Emissionshandels seit dessen Start im Jahr 2005 ihre Emissionen deutlich gesenkt haben, indem sie weniger emissionsintensiv produzieren.
Die Vortragsfolien Professor Andreas Löschel [pdf, 400 kB, Englisch] von Ralf Martin [pdf, 4.1 MB, Englisch] stehe als Download zur Verfügung.
Effekte von Klimainstrumenten auf das Innovationsverhalten
Ein Beispiel, wie man sich mit anderen Methoden der gleichen Frage nähern kann, lieferte Massimiliano Mazzanti, Professor an der Universität Ferrara und Partner im CECILIA2050-Forschungskonsortium. Er untersuchte dabei, welchen Effekt eine Reihe von Instrumenten der Europäischen Klimapolitik auf das Innovationsverhalten von Firmen in sechs Branchen hatte. Mit einer Kombination aus ökonometrischer und qualitativer Analyse (in Form von 45 Interviews mit Firmenvertretern in acht Ländern) kommt er zu dem Ergebnis, dass die Politiken sowohl technologische als auch organisatorisch-institutionelle Innovationen angestoßen haben. Bei den ökonomischen Instrumenten ist dabei –neben der Anreizwirkung eines höheren Kohlenstoffpreises – die Innovationsförderung mittels Auktionserlösen mindestens ebenbürtig.
Die Vortragsfolien von Massimiliano Mazzanti [pdf, 3.9 MB,Englisch] stehen als Download zur Verfügung.
Reformpotential der europäischen Klimapolitik bis 2030
Jakub Koniecki, Mitglied des Kabinetts von EU-Klimakommissarin Connie Heedegard, ergänzte die beiden wissenschaftlichen Vorträge um die Sicht aus der Politik. Er stellte die Ideen der EU-Kommission vor, wie die Europäische Klimapolitik mit Blick auf das Jahr 2030 reformiert werden könne, und ging dabei besonders auf die wachsende Überschneidung und Verflechtung von Klima- und Energiepolitik ein. Er forderte eine genauere Betrachtung, wie sich Klima- und Energiepolitik auf die Preise für Energie, Rohstoffe und Emissionen auswirken, wie die jeweiligen Preise sich für Unternehmen tatsächlich entwickeln, und welchen Effekt dies auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationstätigkeit von Unternehmen hat.
Balance zwischen CO2-Preisen und Wettbewerbsfähigkeit
Benjamin Görlach, Senior Fellow am Ecologic Institut und Koordinator des CECILIA2050-Projektes, moderierte die anschließende, lebhafte Diskussion. Darin ging es unter anderem darum, wie eine gesunde Balance aussehen könnte zwischen ausreichend hohen CO2-Preisen einerseits, um Innovationen und Investitionen in kohlenstoffarme Technologien anzuschieben, die aber andererseits die Wettbewerbsfähigkeit bewahren – wofür hohe Preise für Strom und CO2-Emissionen oft als Gefährdung gesehen werden. Die Diskussion behandelte zudem die Wirkungen von Ausnahmetatbeständen auf das Innovationsverhalten: bei einer Reihe von energie- und klimapolitischen Instrumenten sind Industrieunternehmen von Kostenbelastungen ausgenommen, oder werden bspw. durch kostenlose Zuteilung im EU-Emissionshandel bevorzugt behandelt. Diese Vorzugsbehandlung kann sich jedoch negativ auf die Innovationstätigkeit auswirken, etwa weil der wirtschaftliche Anpassungsdruck ausfällt. Daher wurde auch diskutiert, ob solche Ausnahmen und Vorzugsbehandlungen zielgerichteter gestaltet werden können, etwa indem innovativere Unternehmen stärker belohnt werden.
CECILIA2050: Weiterentwicklung des klimapolitischen Instrumentenmixes
Das Projekt CECILIA2050 untersucht, wie verschiedene klimapolitische Instrumente gemeinsam funktionieren und wie sie sich wechselseitig beeinflussen, welche Faktoren für ihren Erfolg ausschlaggebend sind, und wie der klimapolitische Instrumentenmix in Europa weiterentwickelt werden kann, um die langfristigen Klimaziele der EU in Angriff zu nehmen. Das Projekt wird Wege beschreiben, wie die Europäische Klimapolitik ökonomisch effizienter und ökologisch wirksamer werden kann, und wie man gleichzeitig mit den Barrieren und Hindernissen umgehen kann, die einer Fortentwicklung der Klimapolitik entgegenstehen. CECILIA2050 ist ein dreijähriges Forschungsprojekt, finanziert unter dem 7. Rahmenprogramm der EU (RP7). Das Projekt began im September 2012. Das Konsortium umfasst zehn Forschungszentren und Institute in acht Europäischen Ländern. Das Ecologic Institut koordiniert das Projekt.