Küstenplaner Jeff Allenby erläutert per Konferenzschaltung die Situation in der Chesapeake Bay
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US-Außenministerium und US-Botschaft in Berlin fördern transatlantischen Transfer bester kommunaler Erfahrungen zur Anpassung an den Klimawandel

Veranstaltung
Datum
Ort
Timmendorfer Strand, Deutschland

Am 19. September 2012 lud das RADOST-Projekt zusammen mit der Bürgermeisterin Hatice Kara zur Veranstaltung „Transfer bester kommunaler Erfahrungen zur Anpassung an den Klimawandel: Die Gemeinde Timmendorfer Strand im Dialog mit Gemeinden an der Ostküste der USA in das Rathaus Timmendorfer Strand ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Küstenschutzmaßnahme der Gemeinde. Die an der Umsetzung des Projektes beteiligten Bürgerinnen und Bürger liessen die Erfolgsfaktoren Revue passieren und tauschten sich zu den Möglichkeiten der Weiterentwicklung ihrer außergewöhnlichen Küstenschutzmaßnahme und der Übertragbarkeit auf andere Gemeinden aus.

Aber auch neue "Strand-Aufgaben", mit denen sich die Gemeinde im Rahmen der klimatisch bedingten Veränderungen in und an der Ostsee beschäftigt, wurden thematisiert.

Präsentationen und Moderation

In ihrer Eröffnungsansprache betonte die Bürgermeisterin Hatice Kara, das Interesse der Gemeinde an der Palette der RADOST-Anwendungsprojekte, die von der Konzeption künstlicher Riffe zur Minderung von Stranderosion über Prototypen nachhaltiger Aquakultur bis hin zur Nutzung von Sonnenwärme im Sand beziehungsweise der Kälte in der Ostsee zum Heizen und Kühlen von Häusern geht. Trotz der erfolgreich umgesetzten Küstenschutzmaßnahme denkt die Gemeinde langfristig und wolle sich über weitere mögliche Maßnahmen für den Erhalt und Ausbau des Strandes in Timmendorf informieren.

Die Veranstaltung wurde von dem Timmendorfer Bürger und Mitglied des Rotary Clubs Timmendorfer Strand, Dr. Herbert Thiele vorgestellt, der die  anschließenden Vorträge einleitete und die Diskussion moderierte. Er betonte die Rolle der Gemeinde Timmendorfer Strand, die sich als "ambassador of good will of knowledge exchange" verstehe.

Dr. Grit Martinez erläuterte in ihrem Beitrag [pdf, 1.3 MB, Deutsch], dass die Wahrnehmung und Bewertung unterschiedlicher Anpassungsstrategien an den Klimawandel auch abhängig vom kulturellen Kontext ist, in dem Risiken identifiziert und Veränderung erwartet wird. ‘Gute Governance‘ verlangt, dass neben naturwissenschaftlichen, politologischen und ökonomischen Betrachtungen auch sozio-kulturellen Faktoren berücksichtigt werden. Sie führte aus, dass lokales Wissen die Wahl und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen beeinflusst und dass Akzeptanz und Aktivitäten aus regional-gesellschaftlichen Wertekonstellationen und persönlichen Präferenzen entstehen.

Für die zuständige Küstenschutzbehörde, das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig Holstein illustrierte Dr. Jacobus Hofstede in seinem Beitrag [pdf, 2.8 MB, Deutsch] auch den Beteiligungsprozess der vom Land und der Gemeinde gemeinsam getragenen Küstenschutzmaßnahme. Er betonte, dass durch die frühzeitige Einbindung der Menschen vor Ort verschiedene Handlungsoptionen durchgespielt und somit die Konsequenzen durch die Bürger abgeschätzt werden konnten.

Dr. Christoph Lehners [pdf, 4.2 MB, Deutsch], der für das ausführende Ingenieurbüro an der Umsetzung der Maßnahme beteiligt war, verdeutlichte, dass die Besonderheit des Timmendorfer Küstenschutzprojektes in der Verschmelzung von touristischen Ansprüchen wie Fahrradwegen, Restaurants mit Meerblick und Strandstühlen mit einer Schutzkonstruktionen bestand und unterstrich den durch diese Vorgehensweise entstandenen touristischen Mehrwert.

Aus der internationalen RADOST-Partnerregion an der Chesapeake Bay nahm Küstenplaner Jeff Allenby [pdf, 2.5 MB, Englisch] von der Nichtregierungsorganisation Chesapeake Conservancy  via Videokonferenzschaltung an der Veranstaltung teil. Obwohl die US-amerikanische Regierung sich nur zögerlich mit dem Klimawandel auseinandersetzt und auch auf der Ebene der Bundesstaaten die Reaktionen verhalten sind, erläuterte er, dass Maryland ein progressiver Bundesstaat ist, der sich aktiv mit der Anpassung an den Klimawandel auseinandersetzt und bereits Förderungen für die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in Kommunen vergibt. In der Chesapeake Bay wird bis zum Jahre 2100 ein Meeresspiegelanstieg von etwa einem Meter erwartet. Deshalb -  so Jeff Allenby - stößt die Vorgehensweise der Timmendorfer auf grosses Interesse bei Planern und Gemeinden in der um ein vielfaches kleineren aber der Ostsee geo-morphologisch vergleichbaren Brackwasserbucht Chesapeake Bay.

In einer abschliessenden Diskussion, in die Dr. Grit Martinez die Vortragenden und das Publikum in die Veranstaltung einband, betonten die Anwesenden, dass es in dem dynamischen und zunehmend komplexen Politikfeld der kommunalen Anpassung an den Klimawandel viel voneinander zu lernen gibt. Für die Vermittlung guter Ansätze sind die Vernetzung und der Austausch zwischen kommunalen Akteuren unabdingbar.

Ergebnisse

Das gelungene Beispiel eines integrierten Küstenschutzprojektes am Timmendorfer Strand vermittelt RADOST nun in andere Küstenregionen an der Ostseeküste und in die internationalen Partnerregionen des Projektes, wie beispielsweise an die Chesapeake Bay. Die Gemeindevertreter aus Timmendorf stehen gern als Paten zur Verfügung. Im Frühjahr 2013 sind bereits weiterführende „Werkstattgespräche“ zwischen Küstenplanern und Gemeindevertretern der Chesapeake Bay und der Gemeinde Timmendorfer Strand in Timmendorf geplant. Diese Möglichkeit des reflektierten Lernens im persönlichen Austausch wird durch eine Fördermaßnahme des US Außenministeriums in Kooperation mit der amerikanischen Botschaft in Berlin ermöglicht.

Wahrnehmung, Wahl und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen wird auch durch sozio-kulturelle Wertekonstellationen und persönlichen Präferenzen beeinflusst.
Finanzierung
veranstaltet von
Partner
Team
Andrew Ayres
Andrew Reid
Karin Beese
Susanne Müller
Datum
Ort
Timmendorfer Strand, Deutschland
Participants
25
Projekt
Schlüsselwörter

Source URL: https://www.ecologic.eu/7279