Wie gelingt der EU ein Kompromiss zwischen Klimaschutzmaßnahmen und Energiekrise?

Nach Russlands Angriff auf die Ukraine steht die EU vor großen Herausforderungen bei ihren Bemühungen, die steigenden Energiepreise aufzufangen und die großen fossilen Energielieferungen aus Russland zu ersetzen. Da die EU mit ihrem wegweisenden Green-Deal-Paket den Weg zur Klimaneutralität bis 2050 eingeschlagen hat, stellt sich die Frage, ob die Herausforderungen der Krise und die Bemühungen zu ihrer Bewältigung die EU-Klimapolitik beeinträchtigen oder unterstützen. Die Clean Energy Wire (CLEW) Brussels Research Tour, die gemeinsam mit dem Ecologic Institut organisiert wird, soll Einblicke in die EU-Politik zur Bewältigung der Krise und deren Auswirkungen auf den Weg der EU zur Klimaneutralität geben. Gibt es Konflikte oder Synergieeffekte? Die Tour gibt eine Einführung in die relevanten Institutionen und Akteure in Brüssel, ihre Befugnisse und Beschränkungen und die Art und Weise, wie sie auf dem Weg aus der Krise zusammenwirken.

Haben die reduzierten fossilen Energielieferungen aus Russland die EU-Klimapolitik beeinträchtigt oder unterstützt? Wie werden die Antworten der EU auf die Klima- und Energiekrise ausbalanciert, während die Mitgliedstaaten der Europäischen Union Wege finden, um alternative Energielieferungen zu sichern? Länder wie Deutschland sahen in russischem fossilem Gas einen Brückenkraftstoff für die Energiewende, aber da dieses wichtige Teil des Puzzles weitgehend verschwunden ist, müssen viele Mitgliedstaaten neue Wege finden, um den Energiebedarf zu decken und gleichzeitig auf eine grünere Zukunft hinzuarbeiten.

Entscheidungen auf EU-Ebene zur Energie- und Klimapolitik bestimmen, was auf nationaler Ebene geschehen kann und muss. Gleichzeitig können nationale Interessen die Entscheidungen auf EU-Ebene beeinflussen, was Auswirkungen auf den gesamten Kontinent hat. Was in Brüssel geschieht, ist von zentraler Bedeutung für die nationale Politik, und das Verständnis der Politik und der Akteure ist entscheidend für die Debatten und ihre Auswirkungen auf die nationalen Fragen.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien gilt heute als Schlüssel zur Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit und zur Erreichung der Klimaziele. Der Übergang zu einem klimaneutralen von fossilen Brennstoffen freien Energiesystem kann langfristig die Abhängigkeit von Importen verringern und gleichzeitig die Energieeffizienz verbessern. Die Umstellung auf heimische erneuerbare Energiequellen und neue Brennstoffe – wie Wasserstoff oder synthetische Brennstoffe – sind wichtige Schritte für den Klimaschutz und werden, wenn sie richtig gemacht werden, auch eine Diversifizierung der Lieferländer mit sich bringen. Gleichzeitig sind die Maßnahmen der EU auf Kritik gestoßen. Viele Politiker, Nichtregierungsorganisationen, Forscher und sogar Finanzexperten haben z. B. die Entscheidung in Frage gestellt, nukleare und fossile Gasprojekte in der EU-Taxonomie als nachhaltig zu bezeichnen.

Diese Pläne bedürfen der Unterstützung durch die EU und ihre Mitgliedsstaaten. Ziel der Brüsseler Forschungstour ist es, Einblicke in die EU-Politik zur Bewältigung der Energiekrise und ihre Auswirkungen auf den Weg der EU zur Klimaneutralität zu geben. In Gesprächen mit Experten, politischen Entscheidungsträgern, Vertretern von Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen wird die Tour wichtige Hintergrundinformationen zur EU-Klima- und Energiepolitik liefern und Themen behandeln, die für die nationale Politik relevant sind. Die Teilnehmer erhalten aus erster Hand Einblicke in den Entscheidungsprozess in Brüssel, in die Rolle der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments sowie in die Art und Weise, wie Wirtschaftsverbände und die Zivilgesellschaft ihre Interessen vertreten. Die wichtigsten Prozesse im Rahmen des Europäischen Green Deals und die zu erwartenden Auswirkungen auf die Mitgliedstaaten werden ebenfalls beleuchtet, und die Tour bietet eine hervorragende Gelegenheit zur Vernetzung und zum Aufbau von Kontakten.