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50 Jahre Umweltprogramm

1971 legt das erste Umweltprogramm der Bundesrepublik den Grundstein für eine Umweltpolitik

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Berlin, Deutschland

Am 14. Oktober 1971 wurde das erste Umweltprogramm der Bundesrepublik unter einer sozialliberalen Regierungskoalition verabschiedet. Es markiert den Beginn einer Ära der politischen Verantwortung für die durch Menschen verursachten Veränderungen in Natur und Umwelt, aber auch den Anspruch, Bürgerinnen und Bürger im politischen Diskurs an ökologischen Fragen teilhaben zu lassen. Nicht zuletzt erhebt das Umweltprogramm die Umweltfrage zu einer Frage von sozialer Dimension. Anlässlich des 50. Jahrestages des Umweltprogramms führt das Ecologic Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt eine zeithistorische Untersuchung zur deutschen Umweltpolitik seit 1971 durch.

Anfang der 1970er Jahre wurde im Innenministerium eine Abteilung für Umweltschutz geschaffen und 1971 das erste Umweltprogramm einer Bundesregierung vorlegt. Willy Brandt als Bundeskanzlers und Hans-Dietrich Genscher als für die Einführung des für den umweltpolitischen Entwicklungsprozess zuständiger Innenminister, verweisen im Vorwort des Umweltprogramms auf die neue Bundesrepublik, die entstehen sollte, eine die auf Zusammenarbeit und langfristigere Politikplanung in Umweltfragen setzte.

Unter dem Eindruck vielfältiger ökologischer Krisen im Laufe der 1960er Jahre und der sich formierenden zivilgesellschaftlichen Umweltbewegung in Nordamerika und Großbritannien, wurde das Umweltprogramm nach der Regierungserklärung 1969 in Angriff genommen. Es war zum einen eine unmittelbare Reaktion auf aktuelle ökologische Probleme und zum anderen ein Brückenschlag in die sich abzeichnende internationale Umweltpolitik, die 1972 in die Umweltkonferenz der Vereinten Nationen mündete.

Wie in einem Brennglas bilden sich im Umweltprogramm und seinem Materialband die vorrangigen Umweltthemen der 1970er Jahre ab. Bemerkenswert sind einerseits die Weitsicht bei den Handlungsnotwendigkeiten im Gewässer- und Meeresschutz, auch über die nationale Ebene hinaus, oder zu Fragen der Umweltchemikalien und Bioziden. Erschütternd wirken aus heutiger Sicht hingegen die Sichtweisen zur Kernenergie oder der Massentierhaltung. Zudem proklamiert das Umweltprogramm die Notwenigkeit ressortübergreifend zu arbeiten, stellt internationale Zusammenhänge her, agiert lösungsorientiert indem es Maßnahmen und Akteure mit dem Impetus der Modernisierung und der sozialen Dimension der Umweltfrage für Gemeinwohl und Volkswirtschaft, Menschenwürde und Menschenrechte koppelt.

Zugleich ermöglicht das historische Dokument Defizite zu verstehen, mit denen sich die Umweltpolitik bis heute auseinandersetzen muss und daraus Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für zukünftige Umweltpolitik in einer Zeit zu ziehen, in der eine junge Generation von Klimaschützer*innen vehement für intergenerative Gerechtigkeitsbeziehungen in einer aktuell katastrophalen Umweltsituation eintritt.

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