Die Rolle von Think Tanks bei der Energiewende
- Präsentation
- Datum
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- Ort
- Berlin, Deutschland
- Podiumsdiskussion
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Sonia Aggarwal (Energy Innovation)Nicolas Berghmans (IDDRI)Mika Ohbayashi (Renewable Energy Institute)Joanna Mackowiak-Pandera (Forum Energii)Grové Steyn (Meridian Economics)
Im Anschluss an den Berlin Energy Transition Dialogue der Bundesregierung lud die Agora Energiewende einflussreiche Think Tanks aus aller Welt ein, um gemeinsam über einen von Erneuerbaren Energien geprägten Stromsektors zu diskutieren. Dabei wurde als übergreifende Frage auch die Rolle von Think Tanks in der Energiewende allgemein thematisiert. Die diesbezügliche Diskussion wurde von Dr. Camilla Bausch vom Ecologic Instituts eröffnet und geleitet.
In ihrem Eingangsstatement skizzierte Dr. Camilla Bausch die Rolle von Think Tanks im Verlauf der Zeiten. Im Idealfall tragen Think Tanks zu Wissen und Lösungen bei, dienen als Transmissionsriemen zwischen Wissenschaft und Politik sowie als Knotenpunkt für Diskussionen und Lösungsfindung. Think Tanks unterscheiden sich jedoch wesentlich mit Blick etwa auf Selbstverständnis bzw. Auftrag, Standards und Methoden. Es gibt z.B. wissenschaftliche Think Tanks und solche, die Partikularinteressen vertreten, gewinnorientierte und gemeinnützige Institute, unabhängige Think Tanks oder solche, die Universitäten oder der Regierung angegliedert sind.
Dr. Bausch betonte, dass die Unterschiede Chancen und Risiken bergen. Chancen sah sie etwa im Zugang zu unterschiedlichen Zielgruppen, in der Spezialisierung auf unterschiedlichen Wissensgebieten und der Möglichkeit, auf sehr unterschiedliche gesellschaftliche Bedürfnisse einzugehen. Es gibt aber auch Risiken z.B. aufgrund von unterschiedlichen Qualitätsstandards oder mit Blick auf die wissenschaftliche Unabhängigkeit. Um den guten Ruf von und das Vertrauen in Think Tanks zu schützen, ist es deshalb von zentraler Bedeutung, den jeweiligen normativen Ausgangspunkt zu benennen, Finanzierungsquellen offen zu legen, transparent in Bezug auf verwendete Methoden zu sein und wissenschaftliche Qualitätsstandards einzuhalten. Dies sei die Basis für langfristigen Erfolg nicht nur, aber auch im Energiesektor.
Desweiteren sei für erfolgreiche Arbeit eine gelungene Kommunikationsstrategie notwendig. In der Vergangenheit hatten viele Think Tanks sogenannte Gate-Keeper-Funktionen durch privilegierten Zugang zu politischen Entscheidungsträgern und Informationen inne. In Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung und sozialen Medien verändern sich die politische Landschaft und die Rolle von Think Tanks jedoch rasant. Think Tanks müssen ihre Strategien an diese Entwicklungen anpassen.
Mit Blick auf den Energiesektor und die Dringlichkeit in Sachen Klimaschutz erscheinen internationale Kooperation und Wissensaustausch zentral, um die bestmöglichen Lösungen und Methoden so schnell wie möglich zu identifizieren und zu verbreiten. Darüber hinaus erfordern z.B. globalisierte Märkte oder auch grenzüberschreitende Stromnetze regionale und internationale Kooperation und Lösungen. Weitere Beispiele sind der Klimawandel, dem man nicht allein auf nationaler Ebene begegnen kann, die gemeinsame Herausforderung eines (weltweiten) Kohleausstiegs und transnationale Politikinstrumente wie die Emissionshandelssysteme in Europa und Nordamerika.
Das Podium diskutierte im Anschluss an den Einleitungsvortrag Erfahrungen unterschiedlicher Think Tanks im Energiebereich. Dabei waren Think Tanks von unterschiedlichen Kontinenten vertreten: Sonia Aggarwal als Vizepräsidentin von Energy Innovation aus den USA, Nicolas Berghmans als Research Fellow beim französischen Think Tank IDDRI, Mika Ohbayashi als Direktor des japanischen Renewable Energy Institute, Joanna Mackowiak-Pandera als Geschäftsführerin des Forum Energii in Polen und Grové Steyn als Direktor des südafrikanischen Think Tanks Meridian Economics.
Die Diskutanten teilten positive und negative Erfahrungen aus der Praxis, einige Erfolgsgeschichten und waren sich schließlich darin einig, dass zu den zentralen Erfolgsfaktoren langjährige Expertise, Kenntnisse des Politikprozesses, solide Qualitätsstandards und Methoden, Vertrauen von Entscheidungsträgern und Netzwerke sowie die Transparenz hinsichtlich von Finanzierungsquellen gehören. In der allgemeinen Diskussion mit den etwa 50 Think-Tank Vertreterinnen des Workshops wurde deutlich, dass einige Think Tanks sogar so weit gehen, dass jedes Projekt durch verschiedene Geldgeber finanziert werden muss. Trotz des gemeinsamen Verständnisses sahen sich die TeilnehmerInnen mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen bezüglich Themen, politischen Gegebenheiten, dem jeweiligen nationalen Energiemix und daran gekoppelten Infrastrukturen, Prioritäten und Partikularinteressen sowie hinsichtlich der Finanzierung konfrontiert. Außerdem wurden die Chancen und Herausforderungen bei internationalen Kooperationen deutlich. Durch historische Erfahrungen und aktuelle Gegebenheiten entwickeln sich national unterschiedliche politische Ansätze und Präferenzen bezüglich bestimmter Energieträger. Diese Unterschiede – ebenso wie etwa die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen und sprachlichen Kontexte – müssen bei Kooperationen berücksichtigt werden, um diese zum Erfolg zu führen.
Während des ganztägigen Workshops der Agora Energiewende wurden neben diesem Panel vielfältig Fragen rund um Systemstabilität und System Change diskutiert. Der Tag endete mit einem sonnigen Empfang an der Spree.