Lebhafte Debatte über Energiesicherheit auf der Deutsch-Kanadischen Konferenz der Atlantik-Brücke
- Präsentation
- Datum
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- Ort
- Brüssel, Belgien
- Podiumsdiskussion
Energiesicherheit war das Thema einer lebhaften Debatte während der 30. Deutsch-Kanadischen Konferenz der Atlantik-Brücke in Brüssel (Belgien). Michael Keenan, Stellvertretender Minister für nationale Rohstoffe in Kanada, und die Geschäftsführerin des Ecologic Instituts, Dr. Camilla Bausch skizzierten wichtige Aspekte der jeweiligen nationalen Debatte. Die Vorträge sowie die Debatte mit den Teilnehmern verdeutlichten die sehr unterschiedlichen energie- und klimapolitischen Ausgangslagen der beiden Länder.
Michael Keenan und Camilla Bausch gaben Einblicke in die kanadische und in die deutsche Perspektive der Energiesicherheit. Der deutsche Kontext wird geprägt durch die Energiewende hin zu einer Nuklearenergie-freien, klimafreundlichen Wirtschaft. Camilla Bausch hob dabei insbesondere die aktuellen, mittel- und langfristigen Auswirkungen der Energiewende auf die Energiesicherheit hervor (z.B. der Ausbau der nationalen erneuerbaren Energiequellen) und ging dabei auch die auf Herausforderungen ein (z.B. die aktuellen energiepolitischen Initiativen in Bezug auf Kohlekraftwerke oder die Transformation des Verkehrssektors). Mr. Keenan umriss Kanadas Rolle als wichtiger Exporteur von fossilen Brennstoffen sowie die Bedeutung einer diversifizierten Nachfrage. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ukraine-Krise beleuchtete er auch die Frage der potenziellen Energieeinfuhren aus Kanada nach Europa. Aufgrund infrastruktureller als auch wirtschaftlicher Herausforderungen wurde dies aber eher als eine langfristige Option, denn kurzfristige Chance betrachtet.
Unterschiedliche Perspektiven auf beiden Seiten des Atlantiks
In der Diskussion wurden die unterschiedlichen Perspektiven auf beiden Seiten des Atlantiks durch die verschiedenen Aspekte deutlich, auf welche die deutschen bzw. kanadischen Teilnehmer eingingen. Die kanadischen Beiträge tendierten zur Fokussierung auf Öl- und Gasmärkte sowie auf die nationalen und internationalen Herausforderungen, diese zu bedienen bzw. die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen durchzuführen. Dabei wurde nicht nur die Auseinandersetzung im Leitungsbau zwischen den USA und Kanada erwähnt, sondern auch die kritische Haltung der "First Nation" in Kanada. Die Beiträge der deutschen Teilnehmer konzentrierten sich mehr auf Chancen und Aspekte des Ausbaus von erneuerbaren Energien und die Herausforderungen des Klimawandels.
Diskutiert wurden auch unterschiedliche Ansichten über die Auswirkungen der Entwicklung von unkonventionellen Quellen fossiler Energieträger ("fracking") oder der Technik für Kohlenstoffabscheidung und –speicherung (CCS) für Kohlekraftwerke. Während in der Debatte grundsätzlich eine hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit betont wurde, so z.B. in der Forschung, erwies sich die Identifizierung von für beide Seiten relevanten Themen als schwierig.
Transatlantischer Austausch für gegenseitiges Verständnis von Bedeutung
Trotz und vielleicht gerade wegen dieser Unterschiede gab es ein großes Einverständnis darüber, dass ein solcher transatlantischer Austausch von Bedeutung ist, um die unterschiedlichen Perspektiven zu verstehen und eine fruchtbare Grundlage für weitere Debatten zu bilden. Die Notwendigkeit und Vertiefung des Dialogs wurde als wichtig erachtet – sei es in Bezug auf die Vielfalt von Angebot und Nachfrage, die Entwicklung innovativer Energiequellen, die Bewältigung des Klimawandels oder die Bekämpfung der weltweiten Energiearmut.
Die Deutsch-Kanadische Konferenz der Atlantik-Brücke bietet den Rahmen für interdisziplinäre und persönliche Diskussionen über für beide Länder wichtige Themen. Die diesjährige Konferenz markierte den 30. Jahrestag der Deutsch-Kanadischen Konferenz der Atlantik-Brücke. Sie befasste sich mit Außen- und Sicherheitspolitik und bot fünfzig deutschen und kanadischen Entscheidungsträgern und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien einen gemeinsamen Rahmen, um Aspekte globaler Sicherheitsfragen zu diskutieren.
Das Ecologic Institut forscht zu Fragen der Energiesicherheit z.B. im Zusammenhang mit dem Projekt "Übergang zu kohlenstoffarmer Energiesicherheit (MILESECURE 2050)" oder dem Projekt "Klimawandel, Wasserkonflikte und menschliche Sicherheit (CLICO)". Der transatlantische Austausch zu diesem Thema wurde vor kurzem z.B. durch einen "Dinner Dialogue" zu "Geopolitik der Energie-Transformation" des Ecologic Instituts in Zusammenarbeit mit dem American Institute for Contemporary German Studies (AICGS) gefördert.