Transatlantischer Austausch zur deutschen "Energiewende"
- Veranstaltung
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- Ort
- Berlin, Deutschland
- Aktive Rolle
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Jeffrey Ball (Wall Street Journal, Stanford University)Enno Harks (BP Europa SE, Global Public Policy Institute in Berlin)Dr. Petri Hakkarainen (Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS))
Bei einer besonderen Veranstaltung der "Climate Talk"-Serie diskutierten Jeffrey Ball, Scholar-in-Residence an der Stanford University und ehemaliger Umweltberichterstatter des Wall Street Journal, Enno Harks, Senior Political Advisor bei BP und Dr. Petri Hakkarainen, Senior Fellow am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS). Die Veranstaltung beinhaltete einen transatlantischen Austausch zum Thema der deutschen Energiewende und wurde von Dr. Camilla Bausch vom Ecologic Institut moderiert.
Die Climate Talk-Serie ist eine Initiative des Ecologic Instituts und der SWP. Bei dieser Veranstaltung mit besonderem Format interviewte Forscher und Journalist Jeffrey Ball die beiden Diskussionsteilnehmer Enno Harks und Dr. Petri Hakkarainen. Nach den Eingangsstatements der beiden Experten entspann sich eine lebhafte und teilweise kontroverse Diskussion mit dem Publikum über die deutsche Energiewende.
Die Sicherung einer nachhaltigen Energieversorgung auf globaler und auf nationaler Ebene ist eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Im Jahr 2010 verabschiedete die Bundesregierung ein Energiekonzept, das auf die Erreichung einer "umweltgerechten, sichere und bezahlbaren Energieversorgung" bis zum Jahr 2050 abzielt. Diese Strategie umfasst unter anderem Maßnahmen für die Entwicklung erneuerbaren Energien, Ausbau der Stromnetze und Energieeffizienz. Nach der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 wurde jedoch die Rolle der Kernenergie im Rahmen des Konzepts überprüft. Acht Atomkraftwerke wurden dauerhaft abgeschaltet und die Transformation des Energiesektors durch ein neues Paket von Rechtsvorschriften, die Regeln für den Atomausstieg bis 2022 enthalten, beschleunigt. Die neuen Gesetze ergänzen das ursprüngliche Paket von Maßnahmen und beschleunigen dessen Umsetzung, z.B. durch die Bereitstellung neuer Fianzierungsquellen für die Energiewende und für einen beschleunigten Ausbau der Stromnetze.
Allerdings wirft die Transformation hin zu einem nachhaltigen, kernenergiefreiem, kohlenstoffarmen Energiesystem Herausforderungen für alle Beteiligten auf. Dazu gehören technische und wirtschaftliche Schwierigkeiten sowie politische Herausforderungen. Das Interview und die anschließende Diskussion thematisierte vor allem die Folgen der deutschen "Energiewende" für Netzbetreiber, die Erneuerbaren-Energien-Branche und Regulatoren.
Die Diskussion berührte wichtige Fragen wie: Was sind die Kosten der Energiewende? Wer sollte die Lasten der Energiewende tragen? Wer hat bisher von der Wende profitiert? Warum wird die Energiewende in Deutschland so breit unterstützt und wird diese Unterstützung bestehen bleiben? Welche Unterschiede gibt es bei den institutionellen Strukturen und der öffentliche Wahrnehmung auf beiden Seiten des Atlantiks?
Die Teilnehmer der Veranstaltung diskutierten Herausforderungen einer dezentralen Erzeugung erneuerbarer Energien sowie die Frage der sozialen Akzeptanz. Insbesondere die Möglichkeiten einer sozial gerechten Kostenverteilung wurden lebhaft diskutiert. In diesem Zusammenhang wurde z.B. kontroverst debattiert, ob die Einspeisevergütung durch eine Steuerfinanzierung abgelöst werden sollte.
Ein weiterer wichtiger Teil der Diskussion betraf die Geschichte und Einzigartigkeit der deutschen Umweltbewegung, die die Energiewende möglich gemacht hat. Es wurde argumentiert, dass in Deutschland anders als in den USA, Umweltschutz und die dafür notwendigen Investitionen sowie eine allgemeine Offenheit für regulatorische Maßnahmen integraler Bestandteil der konservativen Agenda sind.
Der letzte Teil der Diskussion drehte sich um die Frage, ob es besser sei, massiv in heute verfügbare Technologien oder in Forschung und Entwicklung zu investieren.