Deutsch-amerikanischer Austausch zu Landwirtschaft 2009
- Veranstaltung
- Datum
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- Ort
- Ohio, Pennsylvania, Washington DC, Vereinigte Staaten von Amerika
Vom 5.-12. Juli 2009 fand der zweite transatlantische Farmer-Exchange statt, bei dem Landwirte, Förster, Journalisten und Politiker aus Deutschland und den USA über die Rolle der Landwirtschaft in der zukünftigen Klimapolitik diskutierten. Bei ihrer Reise durch Ohio und Pennsylvania bis Washington DC besuchten die rund 30 Teilnehmer neben landwirtschaftlichen Betrieben, die verschiedene klimafreundliche Verfahren anwenden, auch Biokraftstoffanlagen und andere Biomasse verarbeitende Industrieunternehmen. Dabei tauchte häufig die Frage auf, welche Möglichkeiten bestehen, industrielle Treibhausgasemissionen durch Emissionseinsparungen in Land- und Forstwirtschaft zu kompensieren. Außerdem tauschten die Teilnehmer bei mehreren Gelegenheiten Wissen und Erfahrung über unterschiedliche Bioenergie-Anwendungen aus.
Ecologic und der Environmental Defense Fund (EDF) waren mit der Organisation und Durchführung des Austausches betraut. Der Austausch wurde durch die deutschen Botschaft in Washington ermöglicht und fand in der 25X’25 Alliance einen wertvollen Partner, der vor Ort mehrere Farm-Besuche organisierte und die Teilnehmer zu zwei Diskussionsforen in Ohio und Pennsylvania einlud. 25X’25 ist eine breite Initiative unterschiedlicher Akteure, die das Ziel verfolgen, 25 Prozent des amerikanischen Energieaufkommens bis 2025 durch erneuerbare Energien aus Land- und Forstwirtschaft zu decken. Die 15 Teilnehmer von deutscher Seite wurden während des Austausches von amerikanischen Landwirten und Vertretern unterschiedlicher landwirtschaftlicher Institutionen begleitet.
Der Austausch vertiefte die Themen und Kontakte aus dem vorigen transatlantischen Farmer-Exchange 2007 und erweiterte das Programm um die Waldnutzung und ihre Rolle für die Kohlenstoffsequestrierung und für die Bioenergie. Das kurz vor Reisebeginn durch den US Kongress verabschiedete Klimagesetz sorgte in der Gruppe für reichlich Diskussionsstoff, insbesondere über die zukünftige Rolle von Land- und Forstwirtschaft im Emissionshandel. Es wurde zudem deutlich, dass Amerikaner und Deutsche von den unterschiedlichen Erfahrungen bei der Anwendung neuer Technologien, zum Beispiel im Bereich Biogas oder bei der Herstellung von Algen zur Biomassenutzung, profitieren können.
Einige der Stationen in Ohio und Pennsylvania waren:
- Richards Family Farm, Circleville, OH
Bill Richards ist der stellvertretende Vorsitzende des Steuerungskommittees der 25x'25 Alliance und war früher Chef des USDA Soil Conservation Service. Auf seiner 600 ha großen Farm baut er Soja, Mais und Weizen an und führt er mehrere Kohlenstoff konservierende Verfahren durch. Seit den 1960er Jahren führt erprobt er zum Beispiel pfluglose Bodenbearbeitung. - Univenture, Inc/Algaeventure Systems, Marysville, OH
Univenture produziert Aktenordner, Plaketten und diverse Aufbewahrungsbehälter aus Polypropylen und anderen umweltfreundlichen PVC-freien und recyclingfähigen Materialien. Die 2008 gegründete Univenture-Tochter Algaeventure Systems hat ein schnelles Ernteverfahren für Algen (RAF) entwickelt, aus denen unter anderem Biokraftstoffe und Biokunststoffe produziert werden können. RAF-Systeme können in der landwirtschaftlichen Praxis mit Tierhaltungsverfahren, Milchproduktion und Pflanzenbau kombiniert werden. - Lake Erie Biofuels, Erie, PA
Lake Erie Biofuels wurde 2007 eingeweiht und ist mittlerweile der führende Hersteller von Biodiesel in den östlichen USA, Pennsylvania. Die Anlage hat eine jährliche Produktion von 160 Millionen Liter. 70% entstammen aus Sojaöl, 10% aus Rapsöl und der Rest aus zahlreichen ölhaltigen Reststoffen. - Ernst Conservation Seeds, Meadville, PA
Das Familienunternehmen wurde vor fast 40 Jahren gegründet und ist mittlerweile ein führender Anbieter von Saatgut und Pflanzenmaterial nordamerikanischer Ökosysteme. Es beliefert unter anderem die Boden- und Wasserschutzindustrie sowie zahlreiche lokale Unternehmen. Ernst Seeds baut zudem drei wärmeliebende Gräserarten (Switchgrass, Blauhalm und Küstenhirse) für die Erzeugung erneuerbarer Energien an. Dabei werden Verfahren untersucht, die die Dichte des Switchgrass Strohs für die Produktion von Biokraftstoffen erhöhen.
Der Austausch endete mit einem Riverside Chat auf dem Potomac River in Washington, wo die Teilnehmer ihre Eindrücke während der Reise austauschten und bereits für den deutschen Teil des Austauschs in Sommer 2010 planten.