Einstellungen und Politikansätze zu Nachhaltigkeit und Erneuerbaren Energien in Europa – Perspektiven aus den USA und Neuseeland
- Veranstaltung
- Datum
-
- Aktive Rolle
-
J. Morgan WilliamsJay Benforado
Politikansätze zu Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien in Europa waren Thema des transatlantischen Riverside Chats vom 28. November 2007. Die Ehrengäste, Dr. J. Morgan Williams und Jay Benforado, lieferten dabei mit einer neuseeländischen bzw. amerikanischen Perspektive die Grundlage einer Diskussion im Kreis von insgesamt 35 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie von Nichtregierungsorganisationen. Die beiden Redner hoben die Stärke der europäischen und insbesondere deutschen positiven Einstellung zu erneuerbaren Energien hervor, betonten aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die einer Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem inne wohnen.
Morgan Williams war parlamentarisches Kommissionsmitglied im Umweltausschuss des neuseeländischen Parlaments, Jay Benforado leitet das “National Center for Environmental Innovation” der Umweltbundesbehörde der USA (Environmental Protection Agency, EPA).
In seinem Eröffnungsbeitrag hob Morgan Williams die politische Herausforderung hervor, den zukünftigen Energiebedarf durch eine nachhaltige Energiepolitik zu befriedigen. Der Konsens dafür sei zwar in Deutschland und den meisten Teilen Europas gegeben, eine deutliche Ausweitung der Anwendung erneuerbarer Energien sei jedoch schwer zu erreichen, wenn zukünftig sowohl auf Kohle-, als auch auf Kernkraftwerke verzichtet werden solle. Ein nachhaltiges Energieversorgungssystem erfordere ernsthafte Veränderungen bestehender Verhaltens- und Konsummuster, die vor allem auch Verbesserungen bei der Energieeffizienz beinhalten müssten. Wachsendes Energiebewusstsein und eine entsprechende, durch Aufklärung geförderte Veränderung des Verhaltens im Umgang mit Energie wurden als wichtige Aspekte identifiziert. Morgan Williams hob außerdem die Notwendigkeit hervor, aussagefähigere Indikatoren als das Bruttosozialprodukt zur Messung von Fortschritt und Nachhaltigkeit zu finden und anzuwenden (www.beyond-gdp.eu).
Jay Benforado nahm in seinem Beitrag eine technologieorientierte Position ein, die er mit einem Zitat des Physikers und Umweltaktivisten Amory Lovins unterstrich: “Die Steinzeit endete nicht, weil der Welt die Steine ausgingen”.
Jay Benforado betonte die positive Wirkung, die langfristig von der deutschen Umweltgesetzgebung ausgehe. Als Beispiel nannte er das Energie-Einspeisegesetz, das zu einem enormen Investitionsschub in erneuerbare Energietechnologien geführt habe. Jay Benforade betonte, dass die Entwicklung von erneuerbarer Energie auch in den USA an Schwung gewinne, vor allem auf bundesstaatlicher und kommunaler Ebene. Als Beispiel nannte er die Initiative vieler Städte, Kioto-Ziele anzuwenden oder die vor allem in den nordöstlichen Bundesstaaten entwickelten lokalen Märkte für Co2-Emissionevon. Bei Investitionen von Risikokapital, die in den Bereich erneuerbarer Energien fließen, liegen die USA vor Deutschland an erster Stelle.
Jay Benforado stellte die Notwendigkeit heraus, den Informationsaustausch zwischen Deutschland (bzw. Europa) und den USA zu fördern, um die transatlantische Kooperationen im Bereich erneuerbare Energien zu stärken und “Best Practice” anzuwenden. Hochschulprojekte oder öffentlich-private Joint-Ventures seien dafür gute Möglichkeiten.
Beide Standpunkte, der eine basierend auf einer “technologischen Revolution”, der andere basierend auf einer Änderung des Verhaltens und auf Steigerungen der Energieeffizienz, wurden jedoch während der Diskussion nicht als Gegensatz dargestellt. Beide Aspekte seien entscheidend. In diesem Zusammenhang wurde auch die Bedeutung der Idee des Nachahmens der Natur (Biomimicry) hervorgehoben: Die Erforschung und Anwendung der besten Lösungen, die in der Natur bei der Bewältigung verschiedener Probleme vorkommen, könnten oft als Vorbild dienen: So wurde die Pflugschnepfe, die unter Ausnutzung von Windströmungen bis zu 10.000 km ohne Zwischenlandung fliegen kann, als ein Beispiel für anzustrebende (Energie-) Effizienz gewürdigt.
Folgende weitere Aspekte wurden diskutiert:
- Vorhandene Optionen für die Übergangsphase von fossilen und nuklearen Energieformen hin zu nachhaltigen Energiestrategien unter Ausnutzung neuer Technologien und gesellschaftlicher Verhaltensänderungen
- Die Notwendigkeit einer “intellektuellen” anstatt einer rein wirtschaftlichen Führerschaft
- Mit Blick auf Neuseeland wurde die Notwendigkeit betont, die Maßnahmen gegen den Klimawandel auf eine breitere Basis zu stellen und insbesondere Aspekte aus der Landwirtschaft mit einzubeziehen. Neuseeland wird als erste Nation alle Sektoren, inklusive der Landwirtschaft, bis 2013 in den Emissionshandel mit einbeziehen.