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Ecologic Institut Newsletter Nr. 268 – Januar 2025

Ecologic Institut Newsletter Nr. 268 – Januar 2025

Deutschlands Strategie für eine Kreislaufwirtschaft

Ecologic Institut Newsletter

Ein wegweisender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Liebe Leserinnen und Leser, 

Im Dezember 2024 verabschiedete die Bundesregierung die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) – zu einem Zeitpunkt, als der Zusammenbruch der Regierung die Medien beschäftigte. Befürchtungen, dass die Strategie dem politischen Umbruch zum Opfer fallen würde, erwiesen sich aber als unbegründet: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) verabschiedete die NKWS und setzte damit einen Meilenstein in der Entwicklung Deutschlands hin zu einer Kreislaufwirtschaft. 

Die Strategie wurde im Rahmen eines übergreifenden Prozesses entwickelt. Das Forschungsprojekt "Wissenschaftliche Unterstützung und Begleitung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie NKWS", an dem das Ecologic Institut mitarbeitet, unterstützte die Arbeiten, überdies wurde ein umfassender Stakeholder-Prozess durchgeführt. Nach Angaben des Ministeriums gaben über 80 Organisationen und Verbände fast 1.500 Stellungnahmen zu den Entwürfen und über 300 Experten:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nahmen an den partizipativen Beteiligungsformaten teil. 

Selbst ein gründlicher Stakeholder-Prozess kann natürlich nicht alle unterschiedlichen Standpunkte zusammenführen. Dennoch wurde die Verabschiedung der NKWS von vielen verschiedenen Interessengruppen begrüßt, denn diese sehen in der Kreislaufwirtschaft nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance, die Ressourcenunabhängigkeit Deutschlands zu stärken, den Klimaschutz zu unterstützen, Abfall zu reduzieren und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Die Strategie verfolgt das übergeordnete Ziel, die Wirtschaft so umzugestalten, dass sie mit weniger Ressourceneinsatz Wohlstand schafft, Materialien möglichst lange im Kreislauf hält und diesen schließt, wo immer es möglich ist. Das Ziel eines jährlichen Ressourcenverbrauchs von 6 bis 8 Tonnen pro Person – etwa die Hälfte des heutigen Wertes – soll als "Orientierung" dienen. Neben der allgemeinen Vision enthält die Strategie eine Fülle konkreter Ideen und Instrumente zur Förderung des Wandels, insbesondere in den ausgewählten Schwerpunktbereichen. 

Es bleibt abzuwarten, wie viele der Vorschläge ihren Weg in Gesetzestext finden werden, beispielsweise in ein Ressourcenschutzgesetz, wie es von vielen Interessengruppen gefordert wird. Aber auch eine mögliche künftige konservative Regierung hat gute Gründe die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben: Die Stärkung der deutschen Wirtschaft, die Erhöhung der Ressourcensicherheit und die Erfüllung der deutschen Klimaziele. Für Forscher:innen wirft diese nächste Phase neue Fragen auf: Ab wann ist ein Geschäftsmodell zirkulär? Welche Indikatoren sollten verwenden werden, um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft jenseits des derzeit vorherrschenden Fokus auf Ressourcenverbrauch und Fußabdrücke zu messen? Was bedeutet eine deutsche Kreislaufwirtschaft für die Handelspartner? 

Das Team Ressourcenschonung & Kreislaufwirtschaft am Ecologic Institut freut sich darauf, Teil dieser Reise zu sein. Der kommende Expertendialog "Zugang statt Eigentum: Chancen und Herausforderungen der Sharing Economy", der in dieser Ausgabe unseres Newsletters vorgestellt wird, wird sich mit der Frage beschäftigen, wie die gemeinsame Nutzung von Gütern Ressourcen schonen und Nachhaltigkeit fördern kann. 

Eine vergnügliche Lektüre wünscht 

Susanne Langsdorf 

Coordinator Resource Conservation & Circular Economy 

Veröffentlichungen

Implementierung des EU-Klimaziels 2040: Bausteine und Maßnahmen – Bericht

Das Europäische Klimagesetz schafft die Voraussetzungen für mutige Maßnahmen: eine 90-prozentige Reduzierung der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2040. Ein Rückgang der EU-Emissionen um 8 % im Jahr 2023 – das Fünffache der durchschnittlichen Rate seit 2005 – zeigt die wachsende Dynamik. Dieser Bericht des Ecologic Instituts und des Öko-Instituts analysiert die wichtigsten Bausteine und Maßnahmen, die erforderlich sind, um das Klimaziel für 2040 zu erreichen, und liefert handlungsrelevante Erkenntnisse und Strategien für ein klimaneutrales Europa. Der Anhang zum Bericht bewertet zehn Methoden zur Förderung eines klimafreundlichen Bodenmanagements. 

Finanzierung klimafreundlichen Bodenmanagements – Bericht und Anhang

Obwohl Böden mehr Kohlenstoff speichern als die Atmosphäre und alle Pflanzen zusammen, bleibt ihr Minderungspotenzial oft ungenutzt. Dieser Bericht des Ecologic Instituts untersucht, wie Finanzmittel am besten eingesetzt werden können, um ein klimafreundliches Bodenmanagement zu fördern. Sowohl eine maßnahmen- als auch eine ergebnisorientierte Finanzierung kann einige nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken unterstützen. Die Analyse im Anhang, die sich auf zehn Ansätze für Emissionsgutschriften konzentriert, zeigt jedoch, dass Böden erhebliche Herausforderungen für eine effektive Klimaschutzfinanzierung darstellen. Der Bericht hebt hervor, dass insbesondere Offsetting-Ansätze ein ungeeignetes Instrument für die Finanzierung klimafreundlicher Bodenbewirtschaftungsmaßnahmen sind.

Regionalisierte Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung des Unterbodenmanagements – Bericht

Um die Potenziale des Unterbodens im Ackerbau für einen effizienteren und nachhaltigen Anbau bestmöglich zu nutzen, ist eine Vielzahl von Faktoren relevant. Im Rahmen des Projekts "Nachhaltiges Management des Unterbodens als Teil der Bioökonomie (Soil³)" analysierten die Autor:innen, darunter Expert:innen des Ecologic Instituts, Potenziale und Hindernisse bei der Durchführung von Unterbodenmanagement in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Der Bericht zeigt, wie geophysikalische und sozioökonomische Faktoren die Umsetzung beeinflussen und gibt praxisnahe Handlungsempfehlungen.

BeckOK Klimarecht – Kommentierungen zum Klimarecht

Dr. Ralph Bodle, Arne Riedel und Dr. Stephan Sina vom Legal Team des Ecologic Instituts gehören zu den Autor:innen des umfassenden Online-Kommentars zum Klimaschutzrecht (BeckOK Klimarecht), der im Dezember 2024 im Verlag C. H. Beck erschienen ist. Der Kommentar wird von Prof. Ekkehard Hofmann und Dr. Franziska Heß herausgegeben und ist der erste, der klimabezogene Gesetze und Abkommen auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene zum Gegenstand hat.

Rückblick: Vorträge und Präsentationen

Klimaangepasste Meeresschutzgebiete – Virtueller Workshop

Am 10. Dezember 2024 brachte der Workshop des Ecologic Instituts und AquaEcology Fachleute zusammen, um die Rolle von Meeresschutzgebieten (MPAs) bei der Klimaanpassung und -resilienz zu diskutieren. Impulse zu naturbasierten Lösungen und adaptiven Schutzstrategien regten einen intensiven Austausch an. Drei Impulse aus der Forschung lieferten praxisnahe Einblicke in innovative Ansätze zur Stärkung und Anpassung von MPAs an den Klimawandel. Die Vortragsfolien stehen jetzt zum Download bereit.

Auf dem Weg zu einem UN-Plastikabkommen

Podiumsdiskussion: Doris Knoblauch

Am 21. Januar 2025 lud die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. (DGVN) zu einer Podiumsdiskussion ein, um über das weitere Vorgehen bei den globalen Plastikverhandlungen zu diskutieren. Die fünfte Verhandlungsrunde im November 2024 endete ohne Einigung – ein Scheitern? Doris Knoblauch, Wissenschaftlerin am Ecologic Institut, nahm an der Podiumsdiskussion teil und berichtete über den Verlauf der Verhandlungen und wie es aus ihrer Perspektive nun weitergehen könnte.

Jetzt anmelden!

Werkzeuge und Indikatoren für die Wiederherstellung von Küstenfeuchtgebieten – Webinar

Am 19. Februar 2025 veranstaltet das RESTORE4Cs-Projekt einen Online-Workshop mit dem Titel "Werkzeuge und Indikatoren für die Wiederherstellung von Küstenfeuchtgebieten zur Förderung der Klimaresilienz in Europa". Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung steht die Vorstellung und Diskussion von wirksamen Instrumenten und Messverfahren zur Verbesserung der nachhaltigen Bewirtschaftung der europäischen Küstenfeuchtgebiete angesichts des Klimawandels, des Verlusts der biologischen Vielfalt und anderen ökologischen Herausforderungen. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.

Zugang statt Eigentum: Chancen und Herausforderungen der Sharing Economy – Fachdialog im Rahmen von Re-Use Berlin

Das Ecologic Institut veranstaltet im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) am 25. Februar 2025 von 14:00 bis 17:00 Uhr einen Fachdialog, um die Chancen und Herausforderungen der Sharing Economy zu beleuchten. Die Veranstaltung findet in Berlin statt. Ziel des Fachdialogs ist es, anhand von Praxisbeispielen aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen sowie Potenziale zu diskutieren. Zudem wird Raum geschaffen, um politische und gesellschaftliche Aspekte sowie wesentliche Elemente für eine erfolgreiche Umsetzung zu erörtern. Die Veranstaltung bietet Akteur:innen aus den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Sharing Economy sowie interessierten Privatpersonen die Möglichkeit, sich zu vernetzen, Ideen auszutauschen und voneinander zu lernen. Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt.

News

Arzneimittel und Umwelt: Neue Lehr- und Informationsmaterialien jetzt verfügbar!

In einem Projekt für das Umweltbundesamt (UBA) entwickelte das Ecologic Institut zusammen mit der Universität und dem Universitätsklinikum Kiel eine Reihe von Lehr- und Informationsmaterialien zu den Umweltaspekten von Arzneimitteln. Alle Materialien können kostenfrei über das ebenfalls im Projekt entstandene UBA-Portal „Arzneimittel und Umwelt“ bestellt oder heruntergeladen werden.