Der Begriff der Umwelt- und Ressourcenkosten spielt eine zentrale Rolle für die ökonomische Analyse der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Bislang fehlen jedoch methodisch fundierte Leitlinien für die Abschätzung von Umwelt- und Ressourcenkosten und deren Berücksichtigung in der WRRL. Das Forschungsvorhaben AquaMoney wird diese Lücke schließen, indem es eine praxisorientierte und verständliche Anleitung für die Bewertung von Umwelt- und Ressourcenkosten entwickelt und diese in zehn europäischen Fallstudien testet.
Der Begriff der Umwelt- und Ressourcenkosten ist von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der ökonomischen Aspekte der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Dies betrifft insbesondere das Prinzip der Kostendeckung von Wasserdienstleistungen, das gemäß Artikel 9 WRRL auch die Umwelt- und Ressourcenkosten umfassen soll, sowie die Entscheidung über Ausnahmetatbestände auf der Grundlage unverhältnismäßig hoher Kosten für die Zielerreichung (gemäß Artikel 4 WRRL). Auf EU-Ebene wurden in der Vergangenheit verschiedene Dokumente vorgelegt, die Empfehlungen und Informationen zum Begriff der Umwelt- und Ressourcenkosten liefern, so etwa das WATECO-Dokument der CIS-Arbeitsgruppe Wasser und Ökonomie, das näher erläutert, wie die verschiedenen Bestandteile der ökonomischen Analyse in die Entscheidungsfindung einbezogen werden sollen. Zudem hat die CIS-Arbeitsgruppe DG Eco 2 sich mit dem Begriff der Umwelt- und Ressourcenkosten eingehend beschäftigt. Der Ansatz dieser Gruppe war jedoch konzeptueller Art, und lieferte daher keine praktisch unmittelbar anwendbaren Emfehlungen.
Obwohl der methodische Hintergrund zum Begriff der Umwelt- und Ressourcenkosten damit verhältnismäßig gut beschrieben ist, mangelt es bislang an leicht verständlichen, realitätsnahen Empfehlungen für die Abschätzung von Umwelt- und Ressourcenkosten in der Praxis. Das Forschungsvorhaben AquaMoney wurde im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm eingerichtet, um diese Lücke zu schließen. In diesem Vorhaben werden 16 führende Institute aus Europa zusammengebracht, die sowohl umweltökonomische Expertise als aus Erfahrungen aus dem Gewässerschutz einbringen. Das Konsortium wird von einem Gremium aus 24 politischen Entscheidungsträgern und anderen relevanten Akteuren unterstützt. In einem Dreijahreszeitraum von April 2006 bis März 2009 wird das AquaMoney-Projekt:
- den Bedarf von politischen Entscheidungsträgern für Informationen zu Umwelt- und Ressourcenkosten erfassen;
- praxisorientierte Leitlinien für die schnelle und zuverlässige Abschätzung von Umwelt- und Ressourcenkosten entwickeln, mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Transfer von Ergebnissen zwischen verschiedenen Untersuchungslokaliäten;
- diese Leitlinien testen, indem in 10 europäischen Flussgebieten ökonomische Bewertungsstudien durchgeführt werden;
- die Erfahrungen hieraus analysieren und daraus Empfehlungen für Entscheidungsträger ableiten.
Die Erfahrungen aus den Fallstudien werden auf diese Weise dazu genutzt, die Leitlinien weiterzuentwickeln. Das einheitliche Design der Fallstudien dient auch dazu, Methoden zum Transfer ökonomischer Bewertungsergebnisse zwischen verschiedenen Lokalitäten zu übertragen, sowie von Flussgebietsebene auf nationale und internationale Ebene. Ein weiterer Aspekt ist eine Analyse des Potenzials von geographischen Informationssystemen (GIS) zur Kombination von Daten aus den Fallstudien mit vorhandenen physischen und sozioökonomischen Parametern, um so den erwarteten monetären Nutzen der verbesserten Wasserqualität mittels Karten darzustellen.