Klimaschutz im Bezirk Pankow – Erfolgreiche Beispiele anderer Kommunen
- Präsentation
- Datum
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- Ort
- Berlin, Deutschland
- Vortrag
Am 20.November 2019 war Doris Knoblauch vom Ecologic Institut als Sachverständige zu einer Anhörung zum Thema "Klimaschutz im Bezirk Pankow" in die Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin eingeladen. In ihrem Vortrag ging die Expertin einerseits auf mögliche inhaltliche Klimaschutzmaßnahmen ein (wie bspw. die Mobilitäts- oder Ernährungswende gelingen kann), ihren Schwerpunkt legte sie jedoch auf organisatorische Aspekte, d. h. wie Klimaschutz als Querschnittsaufgabe in der Bezirksverwaltung und nicht zuletzt in der Bevölkerung verankert werden kann.
Im Bereich Mobilitätswende ist ein erfolgreiches Praxisbeispiel der Umsteiger in Kiel. An zentraler Stelle kann an dieser Mobilitätszentrale einfach vom Zug auf den Bus, das Fahrrad, das Schiff, ein Taxi oder ein Leih-/Carsharing-Auto umgestiegen werden. Außerdem gibt es dort eine Radstation inklusive Fahrradparkhaus.
Bei der Ernährungswende hat sich gezeigt, dass der Anteil der vegetarischen Speisen, die in Kantinen konsumiert werden, um 40 bis 80 Prozent steigen, wenn das vegetarische Angebot lediglich auf 50 Prozent erhöht wird -- ganz ohne Zwang und Verbote.
Was die Strukturen in der Verwaltung betrifft, sollte der Klimaschutz nicht nur langfristig verankert werden (z. B. durch ein langfristiges Ziel der Klimaneutralität), sondern auch ganz konkret in der Verwaltung und bei den Bürger*innen. Doris Knoblauch führte folgende erfolgreiche Beispiele aus anderen Kommunen an:
- In Bremerhaven wurde ein Jugendklimarat eingerichtet, der es Jugendlichen ermöglicht, sich aktiv auf politischer Ebene für den kommunalen Klimaschutz zu engagieren. Der Jugendklimarat hat ein Rederecht im Umweltausschuss und ein eigenes kleines Budget, um eigenverantwortlich Projekte durchzuführen.
- Ebenfalls in Bremerhaven hatte das Klimastadtbüro eine Weile lang ein Ladenlokal in der Fußgängerzone unterhalten. Dies war zentraler Anlaufpunkt für alle Bürger*innen, die Fragen zum Thema Klimaschutz hatten. So konnten die Bürger*innen niedrigschwellig mit der Verwaltung ins Gespräch kommen.
- In Austin/Texas (USA) konnten sich Repräsentant*innen einzelner Minderheiten als sog. Gemeinde-Klimabotschafter*innen bewerben. Diese nehmen an einem Workshop zum Thema Klimaschutz teil, sollen mindestens fünf Interviews mit Repräsentant*innen ihrer Community führen und mit dem Nachhaltigkeitsbüro zusammenarbeiten, um Information zum Klimaschutzplan gezielt in der Community zu verbreiten, für die sie jeweils Klimabotschafter*in sind.
- In mehreren deutschen Gemeinden wurden die jeweiligen Auszubildenden der Verwaltung gezielt als Klima-Multiplikator*innen geschult. Das heißt, sie treffen sich regelmäßig, vernetzen sich und sind nach dem Ende ihrer Ausbildung besonders für Klimaschutzbelange sensibilisiert.
- Vor allem aber muss ein*e Klimaschutzmanager*in gut in die Verwaltung integriert werden. Wie genau das organisiert werden kann, hängt von den Strukturen und auch Personen in einer Gemeinde ab. Möglich ist entweder die Einrichtung einer Stabsstelle oder die Anstellung beim Bauamt, im Umweltamt oder an anderer geeigneter Stelle, um dem oder der Klimaschutzmanager*in die Querschnittsarbeit durch alle Sektoren zu ermöglichen.
Zum Abschluss betonte Doris Knoblauch, dass es ein gut durchdachtes Gesamtpaket braucht, um Klimaneutralität zu erreichen. Einzelne Maßnahmen allein reichen nicht aus. Das heißt, gerade jetzt, wo die Klimakrise in aller Munde ist, sollten Gemeinden nicht in übereilten Aktionismus verfallen, sondern bewusst einen umfassenden Ansatz wählen.
Weitere Sachverständige waren Corinna Altenburg (Deutsches Institut für Urbanistik, Projektleiterin des „Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz“), Bernhard Siegel (wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr.-Ing. Volker Quaschning im Projekt PV2City: „Beitrag der Photovoltaik zur klimaneutralen Energieversorgung im urbanen Raum“) und Dr. Cornelia Niemeitz (Bezirksamt Spandau, Leitstelle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz).