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Atomausstieg und erneuerbare Energien in Schweden

Atomausstieg und erneuerbare Energien in Schweden
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Atomausstieg und erneuerbare Energien in Schweden

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1980 entschied sich Schweden für den Ausstieg aus der Atomenergie. 2004 ergab eine Studie der IEA, dass Schweden die weltweit höchste Produktion von Strom aus der Kernenergie pro Einwohner hat, wohingegen die Nutzung etwa der Windenergiepotentiale erst neuerdings wirklich angegangen wird. Das Ecologic Institut beleuchtet kritisch die wechselhafte schwedische Energiepolitik und deren Auswirkungen auf Kernkraft ebenso wie auf erneuerbare Energien. Angesichts der derzeitigen Diskussionen in Deutschland zur Kernkraft, zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Modernisierung der Stromversorgung allgemein können energiepolitische Vergleiche mit anderen Staaten Denkanstöße und Argumente liefern. Eine Auseinandersetzung mit der schwedischen Energiepolitik bietet sich wegen des dort 1980 beschlossenen Atomausstiegs ebenso an wie aufgrund des hohen Anteils erneuerbaren Energien an der Stromproduktion.

Der Erfolg der schwedischen Ausstiegspolitik ist bislang begrenzt. Das ursprüngliche Ziel, die Stromproduktion aus Kernkraft bis 2010 einzustellen, kann nicht mehr realistisch verfolgt werden. Nach der Abschaltung des ersten Reaktors im Jahr 1999 folgte der zweite erst am 30. Juni 2005. Derzeit ist nicht absehbar, ob und wann die nächsten der noch 10 laufenden schwedischen Reaktoren abgeschaltet werden. Weder ein kurz- noch ein mittelfristiger Ausstieg werden unter den gegebenen Bedingungen - insbesondere wegen der fehlenden Vereinbarung über Restlaufzeiten - als realistische Option angesehen.

Die wankelmütige Ausstiegspolitik gepaart mit einer zeitlich begrenzten Förderung erneuerbarer Energien hat nicht das Klima geschaffen, um Investitionen in erneuerbare Energien, die nicht große Wasserkraft sind, in Schweden zu veranlassen. Schwedens Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung lag 2002 zwar bei etwa 47 Prozent und 2003 bei etwa 40 Prozent. Damit liegt das Land weit über dem europäischen Durchschnitt von etwa 13 Prozent. Der hohe Anteil erneuerbarer Energien beruht jedoch vor allem auf großer Wasserkraft, während das Potential etwa für Windkraftnutzung noch nicht ausgeschöpft wird. Die jährliche Leistung der Windkraftanlagen liegt trotz guter geographischer Bedingungen derzeit unter dem europäischen Durchschnitt.

Die Studie zeigt auf, dass die bisherigen Fördermodelle für erneuerbare Energien, die nicht große Wasserkraft sind, keine nennenswerten Erfolge gebracht haben. Dem aus vielen Einzelregelungen bestehenden Einspeisemodell, das 2003 abgelöst wurde, fehlte es in erster Linie an Langfristigkeit und Geschlossenheit. Auch das 2003 eingeführte Quotenmodell, das  auf einem Handel mit sog. grünen Zertifikaten beruht, hat bisher noch nicht erkennbar zu einem stärkeren Anwachs Erneuerbarer Energiengeführt. Zwar kann es sein, dass die Erfolge erst mittelfristig sichtbar werden, jedoch ist auch das Quotenmodell mit einer Laufzeit bis 2010 nicht auf Dauer angelegt und bietet daher keine Investitionssicherheit. Zwar wird die Verlängerung des Quotenmodells diskutiert, insgesamt aber wird die wankelmütige Energiepolitik Schwedens und ihre nachteiligen Auswirkungen auf Versorgungssicherheit und Investitionsklima international kritisiert.

Ecologic stellt die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Stromsektor Schwedens da und bewertet sie kritisch auch unter Zugrundelegung verschiedener Ausstiegsszenarien.

Die Studie ist nun zum Download verfügbar [pdf, 637 KB, Deutsch].

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Team
Christine Lucha
Rebecca Oswald
Achim Berge (WPD Scandinavia AB)
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Projekt-ID
Schlüsselwörter
Strom, Atom, Kernkraft, Windkraft, Biomasse, grüne Zertifikate, Quotenmodell, Einspeisemodell, Referendum, Förderung, Energiepolitik, Strom, Elektritzität, Energiepolitik, Atomausstieg, Erneuerbare Energien
Schweden