Erfahrungen mit der deutschen CO2-Datenerhebung
- Präsentation
- Datum
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- Ort
- Irkutsk, Russische Föderation
- Vortrag
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Christine Lucha
Die diesjährige internationale Sommerakademie "Energie und Umwelt" der Universität Greifswald fand in Irkutsk, Russland, vom 21. bis 27. August 2005 statt. Fokus der Akademie war das Thema "Implementierung von Kyoto – Chancen und Herausforderungen für Länder im Übergang zur Marktwirtschaft". Christine Lucha und Dr. Camilla Bausch referierten über ihre Erfahrungen bei der deutschen CO₂-Datenerhebung, welche erforderlich war, um den Nationalen Allokationsplan (NAP) zu erstellen und so das europäische Emissions-Handels-System (EU EH) einzuführen.
Die Sommerakademie liefert Akademikern und Praktikern eine Plattform für interdisziplinären Austausch und Diskussionen im Themenfeld Energie, Umwelt- und Klimaschutz. Die diesjährige Akademie mit Teilnehmern aus Russland, Deutschland, den U.S.A., Belgien, Finnland und Spanien befasste sich mit der Fragestellung, wie die spezifischen Regelungen des Kyoto-Protokolls (KP) in einer effektiven und effizienten Weise umgesetzt werden können. Besondere Aufmerksamkeit kam hierbei dem Emissionshandel (EH) und Joint Implementation (JI) in Russland zu.
Während der Akademie wurden die ökonomischen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen der Klima- und Energiepolitik in Russland vorgestellt und Probleme bei der Umsetzung der Mechanismen in der Praxis erörtert. Auf dieser Basis erfolgte eine Analyse und Diskussion der Umsetzungschancen sowohl der flexiblen Mechanismen, insbesondere Joint Implementation (JI) und Emissionshandel, als auch der politischen und ökonomischen Möglichkeiten von Green Investment Shemes (GIS). Obwohl es in Russland theoretisch ein großes Potenzial für die Durchführung insbesondere von JI Projekten gibt, hat es bisher noch keine bedeutenden Investitionen auf diesem Gebiet gegeben. Während der Sommerakademie wurden für diese "wait-and-see"-Haltung mehrere Gründe ausgemacht, wovon die wichtigsten der fehlende institutionelle Rahmen sowie der zum Teil fehlende politische Wille sowie das schwierige Investitionsumfeld in Russland sind. Es gibt bisher beispielsweise weder ein Register noch eine Datenbank für Treibhausgasemissionen, Daten zu CO₂-Emissionen einzelner Anlagen fehlen.
Die Aufstellung einer umfassenden nationalen Emissions-Datenbank stellt eine wichtige Herausforderung für Russland dar. Vor diesem Hintergrund waren Dr. Camilla Bausch und Christine Lucha gefragt worden, eine Präsentation zur CO₂-Datenerfassung in Deutschland zu halten.
Deutschland stand 2003 vor der Herausforderung, sowohl eine abschließende Liste der vom EU EH erfassten Anlagen zu erstellen als auch die anlagenspezifischen CO₂-Emissionsdaten zu ermitteln. Die dafür erforderlichen Informationen galt es, in Kooperation mit den 16 Bundesländern und den Betreibern der etwa 2000 vom EU EH erfassten Anlagen zusammenzustellen.
Das Projekt, dass sich dieser Herausforderung annahm, startete im Juli 2003. Der Zeitdruck war erheblich: Die Datenerhebung musste Ende Januar 2004 abgeschlossen sein, um die Ergebnisse adäquat in den deutschen Allokationsregeln berücksichtigen zu können und die für den NAP erforderliche Anlagenliste zu erstellen. Der NAP schließlich musste entsprechend der europarechtlichen Vorgaben bis zum 31. März 2004 der Europäischen Kommission notifiziert werden.
Ecologic unterstützte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) in dem Vorhaben als Projektsteuerung. Im Projekt „Nationaler Allokationsplan für den europäischen Emissionshandel“ koordinierte Ecologic zum einen die verschiedenen Teams, welche die Datenerhebungs-Software sowie die Verifikations- und Validierungsprogramme entwickelten. Dabei wurden die Allokationsregeln, die in einem parallelen Projekt erarbeitet wurden, in ihrem jeweiligen Stand berücksichtigt. Zum anderen war das Ecologic-Team Focal-Point für die Bundesländer und entwarf und organisierte einen Prozess, um Unternehmen und Verbände für die Teilnahme an der freiwilligen Datenerhebung bzw. deren Unterstützung zu gewinnen. Dies war entscheidend für den Erfolg der Datenerhebung und damit auch für die Erstellung eines zielgenauen NAP. Außerdem diente das Verfahren auch dem Zweck, branchenspezifische Bedürfnisse zu identifizieren und zu berücksichtigen.
Dr. Camilla Bausch und Christine Lucha erklärten Inhalte und Vorgehensweise bei der Datenerhebung sowohl aus politischer als auch aus technischer Perspektive und berichteten über die hierbei gemachten Erfahrungen.