Vor wenigen Wochen hat eine Meldung Schlagzeilen gemacht: Geoforscher haben am Boden des Mittelmeers eine Süßwasserquelle entdeckt, die sie nun für die Wasserversorgung der trockenen Küstenregion nutzen wollen. - Süßwasserquellen am Meeresboden anzuzapfen: ist das ein Weg, wie sich das Problem der Wasserknappheit auf unserem Planeten lösen lässt?
Als Ingenieur finde ich es spannend auszuprobieren, ob diese Technologie funktioniert. Aber sie ist nicht die Lösung für das große Wasserproblem. Dafür dürfte es zu wenige Orte in der Welt geben, an denen sich die Technologie anwenden lässt.
Gibt es denn sonst auf unserer Erde noch viele Süßwasserquellen, die bisher nicht erforscht sind?
Es gibt überall auf der Welt Regionen, in denen noch nicht genau genug nachgesehen wurde, ob es da Wasser gibt oder nicht. Deutschland ist relativ gut erforscht. Auch andere Industriestaaten kennen ihre Grundwasser und ihre Oberflächengewässer sehr genau. Aber es gibt Regionen in der Welt, in denen noch etwas zu tun ist. Wir sollten nach kleinen Wasservorkommen suchen, die man mit relativ geringen Investitionen vor Ort entwickeln und nutzen kann.
Rund eine Milliarde Menschen auf diesem Planeten haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wie kann man denen helfen? Wo kann das Wasser herkommen?
Wo Menschen leben, gibt es auch Wasser, aber es ist oft nicht sauber. Die erste Empfehlung ist daher immer, das Wasser, das wir haben, zu schützen und nicht zu verunreinigen. Ob es nun ein Fluss oder ein Teich ist, Wasser muss hygienisch einwandfrei sein und auch vor chemischer Verschmutzung geschützt werden. Auch auf dem Weg in den Haushalt muss es geschützt werden, auch in der Küche - also dort, wo es verwendet wird.
In der Landwirtschaft wird besonders viel Wasser verbraucht, aber auch verschwendet. Wasser versickert ungenutzt auf den Feldern. Gibt es da ein Potential für Einsparungen?
In weiten Bereichen der Landwirtschaft ist das der Fall. Man könnte in vielen Fällen die gleichen Lebensmittel mit weniger Wasser produzieren. Und da gibt es gerade in der Bewässerungslandwirtschaft sehr schöne neue technische Entwicklungen. Aber auch etwas anderes ist wichtig: Man soll nicht wasserintensive Früchte wie Erdbeeren, Tomaten und Pfirsiche in Regionen, in denen das Wasser knapp ist, anbauen. Diese Früchte sollte man in Regionen anbauen, in denen es viel regnet.
Müssen wir also unser Wirtschaftssystem umbauen, wenn wir alle Menschen auf diesem Planeten mit Süßwasser und entsprechenden sanitären Ausstattungen versorgen wollen?
Bei einer so großen Zahl von Menschen, die nicht genügend sauberes Wasser haben, und bei so vielen Menschen, denen es an Lebensmitteln mangelt, ist es vernünftig, darüber nachzudenken: Was können wir umbauen, wo haben wir falsches Verhalten durch Subventionen gefördert, und wo können wir solche Subventionen abschaffen und in bessere Bahnen lenken, damit das Ergebnis für alle besser wird.
Interview: Ingolf Baur, 13.10.2003, DW-TV
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