CO2 – Abscheidung/Deponierung – Kohle als klimaschutzpolitische Chance?
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- Ort
- Berlin, Deutschland
- Aktive Rolle
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Dr. Ottmar Edenhofer (Potsdam Institut für Klimafolgenforschung)Dr. Lutz v. Meyerinck (Deutsche BP AG)Barbara Praetorius (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung)
Hauptursache des globalen Klimawandels ist die Verbrennung fossiler Energieträger, vor allem Kohle. Nichtsdestotrotz ist zukünftig aufgrund von Versorgungssicherheits- und Wirtschaftlichkeitserwägungen mit einem erheblichen Zubau von Kohlenkraftwerken zu rechnen – eine klimapolitisch problematische Entwicklung. Dabei wird sich z.T. eine "saubere" Lösung von den Möglichkeiten der CO2-Abscheidung und –Deponierung (CCS) erhofft. Der Climate Talk am 24. Mai 2006 erörterte, ob sich hier wirklich eine Chance für die klimaschutzpolitische "Versöhnung" mit der Kohle abzeichnet und mit welchen neuen Probleme dies verbunden ist.
In das Thema eingeführt wurde durch Impulsreferate von Dr. Ottmar Edenhofer (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung), Dr. Lutz v. Meyerinck (Deutsche BP AG) und Dr. Barbara Praetorius (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung). In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass bereits die klimapolitischen Grundlagen – nämlich mit welcher CO2-Konzentration das Ziel von maximal 2 Grad Celsius Temperatursteigerung erreicht werden könne – umstritten sind. Dabei wurden internationale Modelle, die sich an Werten von 500-550 ppm orientierten, kritisiert. Doch weitgehender Konsens bestand darüber, dass angesichts der anhaltenden und wachsenden Bedeutung von Kohle weltweit zumindest mittelfristig CCS ein unverzichtbarer (wenn auch nicht exklusiver) Bestandteil der Klimaschutzbemühungen sein müsse. Ergänzend wurde darauf hingewiesen, dass die Abscheidungs- und Lagerungstechnik nicht nur für Kohle sondern etwa auch für Öl-, Gas- und sogar Biomasseunternehmen zumindest technisch eine Option darstelle.
Gleichzeitig war unumstritten, dass allein mit CCS die Klimaproblematik nicht zu lösen sei. Vielmehr müsste die Technik ergänzt werden etwa durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien und Energieeffizienzsteigerung. Dies wurde auch aufgrund der Besorgnis gefordert, dass aufgrund der noch notwendigen, ggf. langwierigen Forschung zu CCS möglicherweise bald eine neue Kraftwerksgeneration (mit einer Laufzeit von etwa 40 Jahren) installiert ist, die nicht CCS-kompatibel und auch nicht nachrüstbar ist. Angesichts dieser "Zeitfalle" wurde auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, kurzfristigere Klimaschutzmöglichkeiten zu nutzen und zu fördern. In diesem Zusammenhang wurde kritisiert, dass einige große Energieversorgungsunternehmen in Deutschland in ihrem Portfolio immer noch zu wenig Erneuerbare Energien vertreten hätten. Die Nuklearenergie wurde kritisch betrachtet und für den internationalen Klimaschutz als nicht bedeutend eingeschätzt.
Als entscheidende Treiber für die Entwicklung von CCS wurden die Kosten der Energieträger sowie die Leakage-Rate identifiziert. Außerdem wurde die Bedeutung des Emissionshandels unterstrichen, da erst ein hoher CO2-Preise CCS wirtschaftlich interessant machen würde. In diesem Zusammenhang wurde die wichtige Rolle der nationalen wie internationalen Politik und verbindlicher Emissionsminderungs-Ziele deutlich.
Als kritischer Faktor für die öffentliche Akzeptanz von CCS wurde die bisher ungelöste Frage der Haftung benannt. Außerdem wurde auf die Bedeutung eines erfolgreichen Monitorings hingewiesen. Einheitlich wurde die Notwendigkeit von weiterer Forschung unterstrichen, wobei mehrfach auf den Bedarf an "Leuchtturmprojekten" geäußert wurde.
Nach ausgiebiger und lebhafter Diskussion wurden diese und andere Fragen bei Bier und Pizza in einem nahe gelegenen Restaurant vertieft.