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Wie schafft es ein Think-Tank in die Top 10 des weltweiten Umwelt-Think-Tank-Ranking?

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Einblicke ins Ecologic Institut, Berlin

Im globalen Ranking von Politikinstituten bzw. "Think Tanks" 2010 wurde Ecologic Institut auf den sechsten Platz in der Kategorie "Umwelt" gewählt. Dies bedeutet einen Riesenerfolg für das Institut, das im Vergleich mit anderen deutschen Institutionen, wie z. B. dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung - PIK (Platz fünf), bisher keinen so großen Bekanntheitsgrad hatte.

Das jährliche Ranking wurde von Prof. James McGann von der Universität von Pennsylvania entwickelt und im Jahr 2010 zum vierten Mal durchgeführt. Die beiden Spitzenpositionen besetzen amerikanischen Think Tanks: Das World Resources Institute (WRI) wurde erster in der Kategorie Umwelt Think Tanks und das Brookings Institute wurde insgesamt als wichtigster Think Tank bewertet. In den vergangenen drei Jahren fand das Ecologic Institut in der Rangliste keine Erwähnung und platzierte sich dann in diesem Jahr sofort auf dem sechsten Platz. In einem Interview erklärt R. Andreas Kraemer, Direktor des Ecologic Instituts, wie dieser Erfolg zustande kam und in welche Richtung sich Ecologic Institut weiterentwickeln wird.

Was genau ist ein Think Tank und wie passt diese Beschreibung zum Ecologic Institut?

R. Andreas Kraemer: Der Ausdruck stammt ursprünglich aus dem Militärischen und bezeichnete einen abhörsicheren Raum, in welchem strategische Meinungen ausgetauscht wurden. Seither wird der Begriff jedoch mehr und mehr im Zusammenhang mit unabhängigen Forschungs- und Beratungseinrichtungen verwendet. In einer offenen und demokratischen Gesellschaft sind Think Tanks aktive Akteure auf dem "Markt der Ideen", sie führen unabhängige wissenschaftliche Forschungen durch und entwickeln Ideen und Konzepte für die Zukunft. Im Gegensatz zu privaten Lobbyisten arbeiten Think Tanks im Interesse der Öffentlichkeit. Think Tanks müssen zudem sehr innovativ, kreativ und vorausschauend agieren. Ecologic Institut gehört der Gruppe von Institutionen an, die Ideen gestalten und entwickeln. Wir sind stets bestrebt, unsere Arbeit so transparent wie möglich zu gestalten und sind daher wohl eher mit einem Aquarium, als mit einem abhörsicheren Raum zu vergleichen. Das Ecologic Institut ist vornehmlich im Umweltbereich tätig und befasst sich mit der gesamten Bandbreite  umweltpolitischer Themen. Allerdings haben wir uns inzwischen auch über die Umweltpolitik in Europa hinaus in den Bereichen Außen- und Entwicklungspolitik einen Namen gemacht.

Etwa 100 Angestellte arbeiten beim Ecologic Institut in Büros in Berlin, Brüssel und Washington, DC. Ist es da nicht verwunderlich, dass Ihr Institut - im Vergleich mit vielen größeren Instituten - so viel besser abschnitt? Im Jahr 2009 war das Ecologic Institut nicht einmal nominiert. Können Sie uns sagen, wie das Institut im Jahr 2010 eine so gute Platzierung erreichen konnte?

R. Andreas Kraemer: Es gibt eine Reihe von Gründen dafür. Einiges hat mit dem Rankingsystem selbst zu tun, anderes mit uns. Zum einen wurde das Rankingsystem im vergangenen Jahr von James McGann verbessert: Der Nominierungsprozess wurde öffentlich gemacht, so dass nun jeder seine Empfehlungen einreichen kann. Auf diese Weise wurde Ecologic Institut zum ersten Mal überhaupt "wählbar". Andererseits reflektiert das Ranking die Meinung derer, die von James McGann befragt wurden. Die Wahlberechtigten des Ranking sind vornehmlich aus den Vereinigten Staaten oder Kanada, was sich auf die Resultate auswirkt. Aus diesem Grund sind auch in den Top 10 hauptsächlich amerikanische Think Tanks vertreten. Ecologic Institut hat sicherlich von seiner internationalen Ausrichtung und seinem Büro in Washington, DC profitiert und sich damit mehr in den Fokus der Wähler gebracht. Aber trotz alledem möchte ich betonen, dass wir es völlig verdienen zumindest unter den Top 25 vertreten zu sein und wir sind sehr zufrieden, dass wir es unter die Top 10 geschafft haben.

Das Ranking basiert also auf der Meinung der Befragten. Gibt es dann nicht ein Risiko, dass die Wähler sich absprechen und nur für ihre eigenen Institutionen stimmen? Ist die Meinung von Dritten generell eine angemessene Basis, um den Einfluss von Think Tanks zu bewerten?

R. Andreas Kraemer: Zuerst ist zu sagen, dass es nicht erlaubt ist, für seine eigene Institution zu stimmen. Wer wen wählt, wird nicht bekannt gemacht. Meiner Meinung nach ist der Wahlvorgang nicht transparent genug, um solche „Absprachen“ zu ermöglichen. Dennoch sind Tendenzen durch die Auswahl der Wähler möglich und haben zum einen zu einer Bevorzugung von Institutionen in Nord Amerika und zum anderen von Institutionen aus den Bereichen Frieden und Sicherheit geführt. James McGann hat es zum Ziel erklärt, solche Tendenzen zu korrigieren. In Zukunft wird es für uns wichtig sein, unsere Position unter den Besten zu wahren, da es für das Ecologic Institut von großer Bedeutung ist, in einer solchen Rangliste vertreten zu sein. Die vielen Glückwünsche und Nachrichten, die unser Institut erhielt, sind ein deutliches Zeichen dafür, dass das Ranking zur Kenntnis genommen wurde und dies zieht Unterstützung und Spenden für Ecologic Institut nach sich.

Mit welchen anderen Parametern misst Ecologic Institut seinen Einfluss? Was machen die Spitzenplatzierten besser?

R. Andreas Kraemer: Wir haben kein allumfassendes System zur Messung unseres Einflusses. Eine Auswertung findet in der Regel nur innerhalb eines bestimmten Projektes statt. Unser Einfluss auf politische Entscheidungen ist ebenfalls nicht so einfach zu definieren, da oft viele verschiedene Faktoren mit einfließen. Im Laufe der nun 16-jährigen Geschichte des Instituts lässt sich jedoch sagen, dass wir unsere Spuren auf der umweltpolitischen Landkarte der Europäischen Union und besonders in Deutschland hinterlassen und uns zu einem wichtigen Partner für umweltpolitische Dialoge entwickelt haben. In der Entwicklungspolitik erhalten wir, trotz unserer ausgeprägten Kompetenzen in diesem Bereich, leider noch zu wenig Aufmerksamkeit. Im Vergleich zu vielen US Think Tanks sind unsere Möglichkeiten, unsere Arbeit bekannt zu machen (z. B. über die Medien) sehr begrenzt. Auch erhalten wir keinerlei institutionelle Unterstützung, wie z. B. das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Wir sind ausschließlich projektfinanziert. Dies lässt eine Veröffentlichung unserer Arbeit nur begrenzt zu. Trotzdem sollten wir das Ranking als Motivation sehen, unsere Arbeit der letzten Jahre zu reflektieren und unsere Erfolge auszuwerten.

Welche Ziele hat das Ecologic Institut für das nächste Jahr?

R. Andreas Kraemer: Unser Ziel ist es, uns auch im nächsten Jahr wieder in der Kategorie "Umwelt" unter den Top 25 zu platzieren. Selbstverständlich wären wir überaus erfreut, wieder unter die Top 10 zu kommen, doch mit einem so meinungsabhängigen Ranking ist das Ergebnis ungewiss. Wir werden den hohen Qualitätsanspruch an unsere Arbeit aufrechterhalten und weiter ausbauen, doch wir sollten auch anstreben, etwas mehr darüber zu sprechen. Unabhängig von unserer eigenen Prominenz als Think Tank ist es für uns vor allem wichtig, die öffentliche Wahrnehmung hinsichtlich der Bedeutung von Umweltbelangen zu stärken, denn in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Weiterhin gibt es keinen einzigen Umwelt Think Tank in den Top 25 des Think Tank Ranking in Westeuropa. Dies muss sich ändern!

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