Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu werden, aber wie setzen Städte und Regionen dieses Ziel um? Ein neuer Bericht im Auftrag des Europäischen Parlaments untersucht diese Frage. Es erörtert, wie Fortschritte in Richtung Netto-Null auf regionaler Ebene gemessen werden können, und identifiziert typische Hemmnisse, die ambitionierter Klimapolitik durch regionale Regierungen entgegenstehen. Die Studie basiert auf sechs Fallstudien über europäische Regionen, die den Weg zur Netzneutralität erfolgreich angetreten haben. Für den Bericht lieferte das Ecologic Institut konzeptionelle Beiträge zur Definition von Klimaneutralität und zur Messung der diesbezüglichen Fortschritte der Regionen. Darüber hinaus führte das Team die Fallstudie zur Dekarbonisierung der Industrie in Plowdiw, Bulgarien, durch.
In Zusammenarbeit mit der ÖIR GmbH und der Universität Wien hat das Ecologic Institut sechs Best Practices für eine erfolgreiche Transformation in eine klimaneutrale Zukunft auf regionaler Ebene untersucht. Zu den Fällen gehören:
- der Klimaschutzfahrplan von Päijät-Häme, Finnland,
- der Klimaplan von Kopenhagen, Dänemark, mit dem Ziel, die dänische Hauptstadt bis 2025 klimaneutral zu machen,
- der Kohleausstieg und die wirtschaftliche Transformation von Wielkopolska Wschodnia, Polen,
- die Förderung von Rad-, Fuß- und öffentlichem Verkehr in der Tourismusregion Werfenweng, Österreich,
- die erste klimaneutrale Wirtschaftszone ihrer Art in Plowdiw, Bulgarien,
- und die Förderung der Klimaneutralität in Graciosa, Portugal.
Basierend auf den Fallstudien, Experteninterviews und einem Stakeholder-Workshop identifizierte das Team die wichtigsten Treiber, Bedingungen und Mechanismen für eine erfolgreiche Transformation der regionalen Wirtschaft – was zu konkreten politischen Empfehlungen für die EU-Ebene führt, wie diese Bemühungen unterstützt werden können. Der Bericht stellt fest, dass die Hauptbarrieren für die Transformation die mangelnde Beteiligung der Bürger und das allgemeine Festhalten am Status quo sind. Darüber hinaus können auch interne Probleme wie dem Fehlen von Zielen und Überwachungssystemen sowie einem Mangel an Experten, Know-how und Ressourcen eine Rolle spielen. Als adäquate Lösungen erwiesen sich interne Fähigkeiten wie Innovations- und Experimentierfreudigkeit, Erfahrung in der Entwicklung von Strategien zur Klimaneutralität und Expertise in der Region. Auch eine reibungslose und effiziente Nutzung vorhandener Finanzierungsquellen, die Einbindung externer Experten und eine schrittweise Abkoppelung von Drittmitteln wurden als vorteilhaft empfunden.
Hintergrund
Der Europäische Grüne Deal (EGD) liefert die Blaupause für einen transformativen Wandel hin zu einem neuen Wirtschaftsmodell mit dem Ziel, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. Um dies zu erreichen, bedarf es ambitionierter Politiken, Strategien und eines gezielten Mitteleinsatzes wird gebraucht. Noch wichtiger ist, dass dieser Übergang für alle EU-Bürger und -Regionen gerecht und umfassend sein muss. Und während die regionale und lokale Umsetzung im Förderzeitraum 2021-2027 eine wichtige Rolle spielt, werden die meisten Programme und Strategien im Rahmen der EGD auf Ebene der Mitgliedstaaten umgesetzt, sodass Entwicklungen auf regionaler und lokaler Ebene schwer zu bewerten sind. Die Definition des regionalen "Erfolgs" bei der Transformation zur Klimaneutralität ist komplex und umfasst sozioökonomische Fragen wie BIP-Wachstum, Beschäftigungsquoten, Weiterqualifizierung und Umschulung von Arbeitnehmern, Innovation und Armut.