"Ziemlich beste Freunde?" war der Titel einer Konferenz am 2. November 2015. Sie fand anlässlich des 30 jährigen Bestehens des IÖW und VÖW statt. Veranstalter waren das Ecological Research Network (Ecornet) – dem auch das Ecologic Institut angehört – zusammen mit den zivilgesellschaftlichen Akteuren Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU), Brot für die Welt und Zivilgesellschaftliche Plattform Forschungswende.
Die Konferenz widmete sich der Frage von "Forschung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft für nachhaltige Transformationen". Im Rahmen dessen beschäftigte sich ein Workshop mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen – den sogenannten "Sustainable Development Goals" (SDGs). Die Leitfrage lautete: "Wie können Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam dazu beitragen, die neue Entwicklungsagenda umzusetzen?". Auf dem vom Dr. Camilla Bausch moderierten Panel saßen Dr. Marianne Beisheim (Stiftung Wissenschaft und Politik), Dr. Maja Göpel (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie) sowie Dr. Klaus Seitz (Brot für die Welt).
Die SDGs wurden als "Referenzsystem" z.B. für Nachhaltigkeitspolitik allgemein gesehen und in Deutschland konkret für die Reform der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Goepel kritisierte dabei, dass sich aus politischen Gründen keine Referenz zu den planetaren Grenzen in den SDGs hätte verankern lassen. Beisheim lobte dafür, dass sich in den SDGs Querverbindungen zwischen Themenbereichen und Zielen deutlicher wiederfänden, als das noch bei den Millenium Development Goals (MDGs) der Fall war.
Konsens bestand, dass für die erfolgreiche Verwirklichung der SDGs sowohl Wissenschaft als auch Zivilgesellschaft gefordert sind. Mit Blick auf Kooperationen ist dabei die Unterschiedlichkeit von Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Basis der Partnerschaft.
Beisheim sah mögliche Kooperationsfelder bei der Identifizierung von Forschungsfragen und ggf. bei der Kommunikation von Ergebnissen. Mit Blick auf die Forschung selbst sei aber deren Unabhängigkeit von grundlegender Bedeutung. Seitz formulierte es wie folgt: Im Bereich des Entstehungs- sowie des Anwendungszusammenhangs gebe es Möglichkeiten der Kooperation, beim Begründungszusammenhang aber müsse die Wissenschaft frei von zivilgesellschaftlichem Einfluss bleiben.
Dass diese Grenzen klar bleiben, sei im Interesse beider Gruppen. Nur so kann man sich als zivilgesellschaftlicher Akteur z.B. auf wissenschaftliche Erkenntnisse als überzeugende Referenz beziehen, um die eigenen Forderungen zu stärken und zu unterstützen. Gleichzeitig könnten zivilgesellschaftliche Gruppen alternative Systeme praktisch ausprobieren (Zivilgesellschaft als change agent) – und dabei auch Quellen für Forschungsprojekte werden. Als Beispiel gelungener Kooperation verwies Seitz etwa auf die Studien zu "Zukunftsfähiges Deutschland".
Mit Blick konkret auf die SDGs kamen verschiedene Kooperationsideen auf. So könne man beispielsweise gemeinsame Schwächen identifizieren und die Umsetzung in nationale Ziele steuern, aber auch entstehende Zielkonflikte und Synergien genauer bestimmen. Ziele könnten konkretisiert werden (z.B. durch aussagekräftige Indikatoren). Angesichts des soft-law Charakters der SDGs wurde die Bedeutung von Transparenz unterstrichen. Hier käme auch der Zivilgesellschaft eine besondere Rolle zu. Die Wissenschaft könnte dies unterstützen, indem sie die Governance analysieren und entwickeln könnte, die der Zivilgesellschaft das Ausfüllen einer solchen Rolle ermöglichen bzw. erleichtern könnte.