Die öffentliche Vorlesung über die Energiekrise in der Ukraine war Adam Pearsons, Transatlantic Fellow am Ecologic Institut, wichtigster Termin während seines fünfwöchigen Aufenthalts am Dartmouth College. Zudem besuchte und moderierte er am Campus Diskussionen zu klima-, energie- und arktisverwandten Themen mit akademischen Gruppen und Forschungsinitiativen. Adam Pearsons Aufenthalt am "John Sloan Dickey Center for International Understanding" des Dartmouth Colleges in Hanover, New Hampshire, wurde durch den Konrad von Moltke Fund unterstützt.
Schätzungsweise 24% des europäischen Erdgases stammt aus der Russischen Föderation, die Hälfte davon durchquert die Ukraine. Als Folge auf die russische Krim-Krise antworteten viele NATO-Staaten mit scharfer Kritik und wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland. Inmitten dieser zunehmenden Ost-West-Spannungen und der anhaltenden Gaslieferungs- und Zahlungsstreitereien zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation, fürchtet Europa ansteigende Erdgaspreise oder schlimmstenfalls, eine Lieferunterbrechung. Aus diesem Grund denkt die EU nun über Wege nach, die Energiebereitstellung ohne die östlichen Gasversorger zu bewerkstelligen.
Die europäische Nachfrage nach Erdgas (hauptsächlich im Industriebereich und bei Privathaushalten) steigt und verdeutlicht die Dringlichkeit der Sicherstellung von Liefermöglichkeiten (oder radikalen Konsumänderungen). Aufbauend auf der Analyse in dem "Transition towards Low-Carbon Energy Security" (MILESECURE 2050)-Projekt argumentiert Adam Pearson, Konrad von Moltke Fellow, dass neue, besonders große Erneuerbaren-Energien-Projekte keinen großen Einfluss darauf haben werden, das im Elektrizitätssektor benötigte Volumen an Erdgas zu reduzieren. Darüber hinaus ist der Weltmarkt für Flüssigerdgas in Europa wesentlich weniger günstig als in Ostasien. Das Volumen an erreichbaren europäischen Erdgas durch 'Hydro-Fracturing' ist gering. Der günstigste Lösungsansatz, erklärt Pearson, ist die Fokussierung auf energieeffiziente Projekte bei Privathaushalten, die Einführung von innovativer und kostengünstiger Energiespeicherkraft und, wenn möglich, die Entwicklung lokaler Ökostromprojekte.
Mit Bezug auf die Arktis werden sich "Spill-Over-Effekte" durch die ukrainische Situation wahrscheinlich in Grenzen halten und auf die Beeinflussung der militärischen Beziehung beschränken; es wird sich jedoch die Dynamik im Arktischen Rat nicht drastisch verändern. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Geschichte über das "Wettrüsten", welche die Medien hinsichtlich der Russischen Föderation und anderen Arktischen Staaten verbreiten, dürfte jedoch die Wirtschaft den größten Einfluss auf die Arktis haben.
Jüngste amerikanische Sanktionen bewirkten, dass amerikanische Ölgesellschaften in Zusammenarbeit mit russischen Energiekonzernen ihre gemeinschaftlichen Bohrungsprojekte in der Arktis beenden mussten. Diese Schritte könnten die Wirtschaftsbeziehungen zwischen westlichen und östlichen Energiekonzernen auf lange Sicht verletzen und die russische Föderation ermutigen, sich verstärkt auf neue Energie-Kooperationsprojekte mit Indien und China zu konzentrieren.