Während die Welt auf eine internationale Vereinbarung zur Emissionsreduktion im Rahmen des UNFCCC wartet, herrscht zwischen den verhandelnden Regierungen weiter eine Pattsituation zu den Schlüsselthemen. Historische Emissionen, Populationsdynamik und Handel können dabei die fehlenden Teile des Puzzles sein. Phil Hannam (UNEP-Tongji-Institut) und Emily McGlynn (Ecologic Institute) verbinden diese Komponenten zu einem System zur Anpassung (oder Abänderung) der nationalen Verantwortung der Emissionsminderung. Um festzustellen wie viel jede Nation an Emissionen reduzieren sollte, stellten die beiden Wissenschaftler folgende Frage: Wer profitiert von den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Emissionen?
Das jüngste Treffen zum UN-Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen (UNFCCC) in Tianjin, China vom 4. bis 9. Oktober 2010, sollte, die weltweiten Regierungen an ein internationales Abkommen über den Klimawandel heranführen. Dieses Ziel scheint zumindest in diesem Jahr unerreichbar zu bleiben, da die Delegierten weiter verhandeln welche Länder für die Reduzierung der Emissionen zuständig sein sollen und um wie viel die Emission verringert werden soll.
Zwei junge Forscher präsentierten einen möglichen Weg um voranzukommen. Phillip Hannam und Emily McGlynn, beide aus den USA, diskutierten im Rahmen einer Nebenveranstaltung während der Sitzung in Tianjin, einen Rahmen für die Bilanzierung von vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Treibhausgasemissionen und darüber hinaus wie man ein breiteres Spektrum von Einrichtungen für die Klimafolgen verantwortlich machen kann. Sie glauben, dass wenn mehrere Schlüsselvariable wie die historischen Emissionen, das Bevölkerungswachstum und der Handel in einer Vereinbarung zu Verringerung der Emission, zusammengeführt werden, dies zu einer größeren Kompromissbereitschaft zwischen den Verhandelnden beitragen würde. Beide Wissenschaftler hoffen, dass dies dazu beitragen kann, die Verhandlungen näher an eine gerechte und wissenschaftlich fundierte Vereinbarung zur Reduktion der globalen Emissionen zu bringen.
Verständnis der Rahmenbedingungen
Hannam und McGlynns Rahmenbedingungen basieren auf den Annahmen, dass ein langfristiges Ziel gleicher Pro-Kopf-Emissionen für die gesamte Weltbevölkerung das gerechteste Resultat zur Verringerung der Emissionen ergibt. Dieses Konzept wird bereits von Akademikern, der Gesellschaft und einigen Regierungen unterstützt.
Sie behaupteten weiterhin, dass wenn nur einige Nationen für die vergangenen Emissionen verantwortlich gemacht werden, und gleichzeitig nicht die Klimaauswirkungen durch das Bevölkerungswachstum betrachtet werden, dies inkonsistent ist. Ihrer Ansicht nach ist die Betrachtung der Bevölkerung, einschließlich demographischer Veränderungen und Wachstum, eine der wichtigsten fehlenden Komponenten der vergangenen vorgeschlagen UNFCCC Rahmenbedingungen.
Um historische Emissionen, die Bevölkerung und andere Komponenten, die möglicherweise auf die individuelle Verantwortung von Nationen in Bezug auf Klimaveränderungen (z. B. der Handel) zu verbinden, schlagen Hannam und McGlynn einen Rahmen vor, der zwei neuartige Kriterien verwendet: Leistungen aus einer Aktion, die zu einer Wirkung führen und dem Potenzial für zukünftige Auswirkungen. In diesem Rahmen könnte Vertragsparteien des UNFCCC zur Rechenschaft gezogen werden für Maßnahmen, die eine Auswirkung auf das Klima haben, einschließlich der Emissionen der Vergangenheit und zukünftigen Bevölkerungswachstum, wenn sie gegenwärtig von solchen Maßnahmen profitieren (siehe Weißbuch für weitere Details).
Sie schlagen des Weiteren vor, dass jede Verantwortung für Klimafolgen der Vertragsparteien, wie unter den Rahmenbedingungen definiert, die Haftung zur Reduzierung der Emission bestimmt. Hannam und McGlynn fordern, eine breiter gefasste Definition von Verantwortung. Dadurch kann an eine größere Anzahl von Parteien appelliert werden und die konstruktive Diskussion im Rahmen des UNFCCC erleichtert werden.
Resonanz und Beteiligung der Zuhörer
Etwa 20 Zuhörer nahmen an der Diskussion teil, darunter Vertreter von NGOs, der UNFCCC und verschiedener Regierungen wie Belgien, China und Bangladesch. Die Präsentation wurde sehr interaktiv gestaltet, unter anderem dadurch dass mit den Vortragenden und dem Publikum zusammen „Simulationen“ der Rahmenbedingungen diskutiert wurden.
Einige Fragen aus dem Publikum waren: wie sollen für vergangene Emissionen aus denen anscheinend wenig Gewinn erzielt wurde, Rechnung getragen werden, und wie sollen Betrachtungen der Bevölkerung die einen unklaren Effekt auf das Klima haben berücksichtigt werden. Zum Beispiel postulierte ein Zuhörer, dass vielleicht heute ein Kind geboren wird das eine Maschine erfindet, die die Welt vor dem Klimawandel retten kann.
Hannam betonte, dass die Rahmenbedingungen so definiert sind, dass nur umsetzbare Auswirkungen berücksichtigt werden. Es liegt an den Akteuren zu bestimmen, was sie als umsetzbar betrachten, das kann eine Klimawandel-Maschine sein oder auch nicht. Zur erfolgreichen Nutzung dieser Rahmenbedingungen, behaupten Hannam und McGlynn das genauere Analysen erforderlich sind, um den Endbegünstigten der Maßnahmen zu bestimmen.
Es herrschte allgemeine Übereinstimmung unter den Teilnehmern, dass mit Nutzen als Grundlage der Haftung für Klimafolgen ein nützliches Instrument gefunden ist, und es ein neuartiges Konzept in der vorgeschlagenen UNFCCC Rahmenbedingung darstellt.
Weitere Informationen:
- "White Paper": "Benefit-basierte Rahmenbedingung für die Lastenverteilung des Klimawandels: Berücksichtigung der Bevölkerung kumulative Emissionen und den Handel in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft"
- Präsentation aus der Nebenveranstaltung: "Gemeinsame Betrachtung der Bevölkerung und der Emissionen unter neuartigen Verantwortungsrahmenbedingungen"
Die Autoren:
- Phil Hannam (phil.hannam [at] gmail.com), ein US-Bürger, ist ein Master Kandidat und hat ein Stipendium derchinesischen Regierung an der UNEP-Tongji Institute für Umwelt und nachhaltige Entwicklung in Shanghai, China, wo er Chinas Energie-und Klimapolitik untersucht.
- Emily McGlynn ist US-Bürgerin und arbeitete als Transatlantic Fellow beim Ecologic Institut in Berlin, Deutschland, wo sie US, EU und internationale Klima-und Energiepolitik untersuchte.
Alle Ansichten, Konzepte und mögliche Fehler in der Forschung, Publikationen und Präsentationen sind die der Autoren, und repräsentieren das UNEP-Tongji-Institut für Umwelt und nachhaltige Entwicklung, das Ecologic Institute, oder Unis-Terre (Sponsor dieser Nebenveranstaltung) in keinster Weise.
Weiterführende Links:
- Ecologic Institut Präsentation: Earth Summit 2012: Beitrag zu einem globalen Klimaabkommen - Emily McGlynn
- Ecologic Institut unterstützt Verhandler in Kopenhagen
- Ecologic Institut Publikation: Das zukünftige Klimaschutz-Regime der Vereinten Nationen – Ein Wegweiser durch die Verhandlungsarchitektur - Camilla Bausch und Michael Mehling