Einsatz ökonomischer Instrumente zum Schutz der biologischen Vielfalt
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Zum Schutz der biologischen Vielfalt werden zunehmend ökonomische Instrumente in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union eingesetzt. Ecologic ist von der Generaldirektion Umwelt der EU beauftragt worden, den aktuellen Einsatz dieser anreizorientierten Instrumente, wie Steuern, Abgaben oder handelbare Zertifikate, zu analysieren. In Zusammenarbeit mit vier Partnerinstitutionen ist ein Bericht erarbeitet worden, der die Vor- und Nachteile der einzelnen Instrumente beschreibt und ihr Potenzial für einen verstärkten Einsatz abschätzt. Der Projektbericht kann heruntergeladen werden.
Ökonomische Instrumente werden in der politischen Diskussion um zukünftige Strategien zum Schutz der biologischen Vielfalt in den letzten Jahren immer prominenter. Dies liegt vor allem an zwei Gründen: (1) Ökonomische Instrumente bieten politischen Entscheidungsträgern neue Optionen, naturschutzpolitische Ziele kosten-effizient zu erreichen, da sie die Kräfte des Marktes nutzen. (2) Aktuelle Strategien zum Biodiversitätsschutz, die meist ordnungspolitisch orientiert sind, leiden unter einem notorischen Mangel an Akzeptanz. Ökonomische Instrumente genießen durch ihren anreizorientierten Charakter dagegen meist eine höhere Akzeptanz und können entsprechend in Bereichen wirksam werden, die den traditionellen Ansätzen verwert bleiben. Beispiele für ökonomische Instrumente, die sich im Biodiversitätsschutz bereits in der Vergangenheit bewährt haben, sind Agrarumweltprogramme, handelbare Fangquoten in der Fischerei und Zertifizierungssysteme für nachhaltig produzierte Güter.
Ziel des Berichtes ist es zu analysieren:
- Welche ökonomischen Instrumente kommen beim Schutz der Biodiversität zum Einsatz;
- In welchen Bereichen werden sie besonders häufig und mit hohem Erfolg eingesetzt;
- Welche Herausforderungen sind mit einem verstärkten Einsatz von ökonomischen Instrumenten im Bereich des Biodiversitätsschutzes verbunden?
Zu diesem Zwecke wurden Literatur- und Datenbank-Analysen sowie Experteninterviews durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf erfolgreichen und vielversprechenden Beispielen in den Mitgliedsstaaten der EU sowie außereuropäischen Ländern.
Im Rahmen der Studie wurden über 200 Beispiele betrachtet. Dabei zeigte sich, dass preisbasierte Instrumente häufiger zum Einsatz kommen als mengenbasierte Instrumente. Steuern, Gebühren und Entgelte, gefolgt von Subventionen und handelbaren Lizenzen sind die in der Praxis am häufigsten eingesetzten Instrumente. Hinsichtlich der verfolgten Naturschutzstrategie unterstützt die Mehrheit der Instrumente Maßnahmen, die dem Habitat- und Ökosystemschutz dienen, und zu einem kleineren Anteil Maßnahmen im Bereich des Artenschutzes.
Die Erfahrungen mit dem bisherigen Einsatz von ökonomischen Instrumenten zeigen, dass es kein einzelnes, perfektes und universell einsetzbares Instrument gibt. In unterschiedlichen Kontexten haben sich auch jeweils unterschiedliche Instrumente als vielversprechend gezeigt. Steuern, Gebühren und Abgaben können als eine Art planerischer Ansatz gesehen werden, die ihre Stärken bei der Verminderung und Vermeidung von schädlichen Aktivitäten und negativen Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Subventionen und Zertifizierungssysteme sind die Mittel der Wahl, wenn Biodiversität bzw. ihre Bereitstellung direkt gefördert werden soll.
Insgesamt zeigen ökonomische Instrumente häufig die postulierten Kosten-Effektivitäts- und Akzeptanzvorteile im Vergleich zu ordnungspolitischen Ansätzen. Voraussetzung ist dabei ein auf das Umfeld angepasstes Design. Dieses Design der jeweiligen ökonomischen Instrumente, das eine reibungslose Implementierung und die Schaffung eines funktionierenden Marktes gewährleistet, bleibt allerdings eine große Herausforderung.
Der Projektbericht The Use of Market Incentives to Preserve Biodiversity [pdf, 520 KB, Englisch] von Ingo Bräuer, Rainer Müssner et al. steht zum Herunterladen zur Verfügung.